Vögel in der EU stärker unter Druck – vor allem im Kulturland

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Kulturlandarten wie die Feldlerche kommen mit der intensiven Landwirtschaft nicht zurecht.

Schon wieder schlechte Nachrichten. Der Anlass dafür: Der neue Bericht über den Zustand der Natur in der EU.

Picken wir die Vögel raus, die sehr gute Anzeigerinnen für den Zustand der Natur sind.

463 Vogelarten tauchen in den Ländern der EU auf. Und um es zunächst einmal positiv zu formulieren: Fast der Hälfte davon wird ein guter Status beschieden.

Was aber eben auch bedeutet: 39 Prozent der Vogelarten geht es schlecht bis ganz schlecht (von 14 Prozent der Arten ist der Zustand unbekannt).

Vor allem die Trends sind besorgniserregend. Im Vergleich zu vor sechs Jahren hat der Anteil derjenigen Vogelarten, denen es gut geht, abgenommen (um 5 Prozent) und derjenigen Arten, denen es schlecht geht, – Sie ahnen es -, hat zugenommen (um 7 Prozent).

Also genau andersrum also es eigentlich sein sollte. Und wofür die vielen Naturschutzgesetze gemacht worden sind. Weiterlesen

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Vogel- und Naturreportagen: „Die Flugbegleiter“ jetzt auch als Buch

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(Bild: vh)

Zum ersten Mal getroffen haben sich „Die Flugbegleiter“, die damals noch nicht wussten, dass sie so heissen werden, 2016. Die Idee, die alle verbunden hat und bis heute verbindet: ein Online-Magazin zu Themen der Ornithologie, des Naturschutzes, der Biodiversität und der Umweltpolitik. Die Ornithologie steht hier mit gutem Grund an erster Stelle: Denn alle „Flugbegleiter“ haben eine besondere Vorliebe zur Vogelwelt.

Seit 2017 veröffentlichen wir jeden Mittwoch unsere Beiträge (man kann uns abonnieren!). Inzwischen sind über 370 Artikel erschienen. Und ganz neu ist unser erstes Buch, das eine Reihe unserer Reportagen, Interviews und Analysen enthält. Erschienen ist es im Kosmos-Verlag und nun in den Buchhandlungen oder online erhältlich.

Vom Gänsegeier bis zum Italiensperling: die besten Orte zur Vogelbeobachtung in der Schweiz

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Gänsegeier sind nun im Sommer auch in der Schweiz anzutreffen. (Bild: Guy Rey-Bellet/Pixabay)

Die Schweiz ist ein kleines Land. Und doch brüten hier 210 Vogelarten. Zählt man noch die Vögel dazu, die das Land auf ihrem Zug regelmässig durchqueren oder sich auch mal hierher verirren, verdoppelt sich die Zahl: Fast 420 Arten wurden bisher in der Eidgenossenschaft nachgewiesen. Für Vogelbeobachterinnen und -beobachter ist die Schweiz daher ein lohnendes Ziel. Dies vor allem auch wegen der Bergvögel wie dem Mauerläufer, der Alpenbraunelle oder dem Zitronengirlitz.

Die Kleinheit des Landes bietet zudem den Vorteil, dass die Hotspots der Vogelbeobachtung in vernünftiger Zeit erreichbar sind; auf ein Auto kann man getrost verzichten, denn der öffentliche Verkehr führt selbst in abgelegene Orte. Von Zürich aus lässt sich fast das ganze Land in einem Tag bereisen – inklusive Rückreise.

Darüber, wo es sich besonders lohnt, nach Vögeln Ausschau zu halten, gibt seit über 20 Jahren das Buch „Vögel beobachten in der Schweiz“ Auskunft. Nun ist es in der vierten Auflage erschienen. Seit der letzten Auflage sind etliche Jahre vergangen, in denen sich einiges getan hat in der Schweizer Vogelwelt. Die vier Autoren hatten daher allen Grund, neue Gebiete hinzuzufügen. Weiterlesen

„Die Bauern sind nicht an allen Umweltproblemen schuld“: Ein Bauer und Politiker wehrt sich gegen den schlechten Ruf der Landwirtschaft und gründet ein Vogeldorf

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Einer der Lieblingsorte von Andreas Aebi: Der Kuhstall, in dem Rauchschwalben brüten. (Bild: Markus Hofmann)

Es ist leicht, den Bauernhof von Andreas Aebi zu finden: immer den Schwalben nach. Dort, wo Mehl- und Rauchschwalben wie ein Mückenschwarm ums Gehöft fliegen, wartet auch schon Aebi und deutet unter den Dachfirst einer Scheune. Kürzlich hat er hier eine Reihe von künstlichen Mehlschwalbennestern angebracht.

Anders als über 150 andere Kunstnester, die Andreas Aebi auf seinem Hof zählt, sind sie noch leer. „Das wäre ein Highlight, wenn die Schwalben auch diese Nester beziehen“, sagt er: „Gleich darunter an der Scheunenwand kommt dann das Schild hin. Damit es alle sehen, die am Hof vorbeifahren.“ Auf dem Schild wird stehen: Vogeldorf.

Wir sind im ersten Vogeldorf der Schweiz, in Alchenstorf, einer 600-Seelen-Gemeinde in der hügeligen Landschaft des Emmentals im Kanton Bern, die noch immer landwirtschaftlich geprägt ist. Die Bauern betreiben vor allem Viehzucht und Milchwirtschaft. Das saftige Grün der Weiden zwischen den Dörfern und Wäldern springt einen wie auf einer nachträglich kolorierten Postkarte förmlich an. Der Dung der Kühe versorgt den Boden mehr als genügend mit Nährstoffen. Aus dieser Gegend stammt der berühmte Emmentaler-Käse: der mit den Löchern, im Ausland schlicht auch „Schweizer Käse“ genannt.

Der Bundespräsident reist ins Vogeldorf

Auch Andreas Aebi ist Bauer, neben vielem anderen: Er ist Abgeordneter im Nationalrat, der grossen Kammer des Schweizer Parlaments, er ist Präsident der Schweizerischen Rinderzüchter, Auktionator, Reiseveranstalter – und er ist der Erfinder des Vogeldorfs. Vor knapp einem Jahr lud er zum Fest und hob das Vogeldorf aus der Taufe.

Seine politischen Beziehungen liess er bis ganz nach oben spielen. Und so nahmen nicht nur viele Bäuerinnen und Bauern sowie weitere Einwohner aus Alchenstorf am Festakt teil. Aus Bern reiste ein Mitglied der Schweizer Regierung an. Bundespräsident Ueli Maurer, ein Parteifreund Aebis, hielt eine Festrede. Und auch der ehemalige Trainer des 1. FC Köln, Hanspeter Latour, war da, der sich inzwischen fast gänzlich der Naturbeobachtung verschrieben hat (das Flugbegleiter-Porträt von Latour finden Sie unter diesem Link).

Wissenschaftliche Begleitung

Das Vogeldorf ist nicht irgendeine spleenige Idee eines Hobby-Ornithologen. Andreas Aebi meint es ernst damit. Das Vogeldorf ist ein Projekt, mit dem bestimmte Vogelarten sowie die Biodiversität insgesamt in Alchenstorf gefördert werden sollen.

Die Berner Fachhochschule begleitet das Vogeldorf wissenschaftlich, Birdlife Schweiz unterstützt es. Doch zuerst wird Inventur gemacht. Bereits sind Hecken, Obst- und Einzelbäume sowie das Siedlungsgebiet einer Beurteilung unterzogen worden. Die extensiv bewirtschafteten Wiesen werden untersucht. Und ein Ornithologe streift gerade durch die Gemeinde und schaut und hört, wo welche Vogelarten brüten.

Lesen Sie weiter bei den Flugbegleitern (€).

„Der Gesang der Kohlmeise symbolisiert den Frühlingsanfang“

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„Stolz und majestätisch“: der Gesang der Kohlmeise. (Bild Oldiefan/Pixabay)

Jonas Landolt verfügt über eine beneidenswerte Fähigkeit. Der 29-jährige Schweizer kann Möwenarten, von denen die meisten nicht nur auf den ersten, sondern auch auf den zweiten und dritten Blick äusserst ähnlich aussehen, voneinander unterscheiden. Vor kurzem hat er sogar die Schweizerische Vogelwarte, das ornithologische Kompetenzzentrum des Landes, auf einen Fehler hingewiesen: Die Vogelwarte hatte eine Mittelmeermöwe als Steppenmöwe ausgewiesen. Mittlerweile hat die Vogelwarte die entsprechenden Bilder ausgewechselt.

Möwen-Exkursionen am Bodensee sind nur ein kleiner Teil des vielfältigen Angebots von Jonas Landolt. Der selbständige Umweltwissenschaftler produziert Naturfilme, leitet die Geschäftsstelle eines Zürcher Vereins, der ein Stadtquartier wieder naturnaher gestalten will, und erklärt dem Publikum im Schweizer Radio und Fernsehen, wie man einen Garten tier- und pflanzenfreundlich pflegt. Selbstverständlich benutzt er dazu keinen Mähroboter, sondern er weiss, wie man die Sense richtig führt. Etwas motiviert Jonas Landolt bei seiner Arbeit vor allem: Er will möglichst viele Menschen für den Natur- und Vogelschutz begeistern.

Die „Flugbegleiter“ haben ihm den Vogelfragebogen zugeschickt.

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Möwen, die die Stadt mehr lieben als das Meer

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Heringsmöwe im Anflug. (Bild: Ludovic Péron, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15062227)

Elgin ist ein idyllisches Städtchen in Schottland. Touristische Hauptattraktion sind die Überreste einer einstmals grossen Kathedrale, die während der Reformation zerstört wurde. Weit auffälliger als die Ruine ist derzeit aber etwas anderes: Auf fast jedem Dach der Stadt sitzt eine Möwe. Andere fliegen durch die Strassen, knapp an Passanten und Autos vorbei. Die Stadt ist eine grosse Möwenkolonie. Das Geschrei ruht kaum. Es ist das letzte, was man vor dem Einschlafen hört, und in der Früh wird man wieder davon geweckt. Diese Stadt, so scheint es, gehört den Möwen, nicht den Menschen.

Vor allem Silber- und Heringsmöwen haben den Ort in Beschlag genommen. Obwohl diese eigentlich am Meer heimisch sind, scheinen sie in Elgin, das doch einige Kilometer vom Strand entfernt liegt, nichts zu vermissen.

Dass sich die Möwen in britischen Städten wohl fühlen, bestätigt nun eine Studie in „Nature“. Es geht ihnen in den Städten gar so gut, dass ihre Bestände dort zunehmen, während sie ausserhalb urbaner Gebiete, also in ihren ursprünglichen Habitaten, abnehmen.

Doch das gefällt längst nicht allen Städtern. Nicht nur der Lärm stört. Auch der Dreck, den sie (auf Autos) hinterlassen. Oder ihr manchmal aggressives Verhalten. In Ruhe Fish and Chips essen? Nicht wenn sich in der Nähe ein paar hungrige Möwen aufhalten. Weiterlesen

Hol’s der Geier: Spanische Bauern lassen die Kadaver ihrer Nutztiere wieder vermehrt auf der Weide zurück

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Den Mönchsgeiern in Spanien fehlt es häufig an Nahrung. (Bild: zoosnow/Pixabay)

Es ist ein grosser Erfolg des Naturschutzes: In den 1970er Jahren betrug der Mönchsgeier-Bestand in Spanien gerade einmal 200 Paare. Heute liegt er bei 2500 Paaren, was 96 Prozent des europäischen Bestandes entspricht. Doch steigt die Zahl der Geier, braucht es auch mehr Futter, sprich: Aas. Und dieses ist häufig Mangelware.

Üblicherweise bedienen sich die Geier nicht nur an totem Wild, sondern auch an verendeten Nutztieren wie Schafen oder Kühen. Mit der Intensivierung der Nutztierhaltung, bei der die Tiere sich nicht mehr unbedingt dort aufhalten müssen, wo ihr Futter wächst, sondern im Stall, sowie verschärften Hygienevorschriften (Stichwort BSE), die von den Bauern das Entfernen toter Nutztiere verlangen, fehlt es den Geiern aber zunehmend an Nahrung.

In der spanischen Region Kastilien und Léon sind nun aber die Regeln geändert worden. In den vergangenen vier Jahren bemühten sich Naturschützer zusammen mit den Bauern – unterstützt durch die regionale Regierung – darum, dass die Geier wieder einen besser gedeckten Tisch vorfinden. Und es funktioniert. Weiterlesen

Die Küstenseeschwalbe ist der Rekordhalter unter den Zugvögeln. Nun zeigt sich: Sie nimmt einen überraschenden Weg in den Süden (und zurück)

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Der Rekordflieger unter den Vögeln: Küstenseeschwalbe. (Bild: adriankirby/Pixabay)

Dass die Küstenseeschwalbe zu denjenigen Zugvögeln gehört, die besonders weite Strecken zurücklegen, ist bekannt, ja, sie hält gar den Rekord mit bis zu 96’000 Kilometern pro Jahr: von arktischen Gefilden in die Antarktis und zurück (oder umgekehrt, je nach Sichtweise).

Doch je länger die Strecke ist, desto schwieriger wird es, herauszufinden, welchen Weg der Vogel denn nun genau unter seine Flügel nimmt. Die Geolokatoren-Technik macht es möglich, den Zugvögeln auf die Spur zu kommen. Die ganz leichten Geräte werden den Vögeln umgebunden und messen Sonnenlicht sowie Uhrzeit. Daraus lassen sich geografische Länge und Breite errechnen (falls man den Vogel samt Geolokator wieder in die Hände bekommt).

Bisher ging man davon aus, dass Seevögel wie die Küstenseeschwalben vor allem entlang der Küsten in den Süden und wieder zurück ziehen. Denn sie fischen im Meer nach ihrer Nahrung. Doch eine Untersuchung der Newcastle University zusammen mit „BBC’s Springwatch“ zeigt jetzt Überraschendes: Die Küstenseeschwalben fliegen auch beträchtliche Strecken über Land. Weiterlesen

Der Bestand des Wanderfalken nimmt wieder ab: Daran schuld ist nicht nur der Mensch. Auch ein anderer Vogel hat es auf den rasanten Jäger abgesehen

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Der Wanderfalke: ein Jäger, der selbst gejagt wird.

Ab den 1960er Jahren fand die Katastrophe statt. Der Bestand des Wanderfalken (Falco peregrinus) brach damals in der Schweiz wie in vielen anderen Ländern regelrecht ein. Der Wanderfalke stand kurz vor dem Aussterben. Schuld daran war der Einsatz von Bioziden. Nachdem einzelne Pestizide verboten und der Wanderfalke geschützt wurde, ging es mit dem rasanten Jäger wieder bergauf. Ab den 1970er Jahren erholten sich die Bestände. Doch in den letzten Jahren ist erneut ein Rückgang feststellbar (Studie hier). Wie meistens steckt der Mensch dahinter. Doch nicht nur: Ein weiterer Grund dafür ist ein sehr starker Vogel. Weiterlesen