Die Rangliste der Biodiversitätszerstörer: Es genügt nicht, nur den Klimawandel zu bekämpfen

Wälder sind für den Erhalt der Biodiversität sehr bedeutsam.

Was sind die wichtigsten menschengemachten Treiber des Biodiversitätsverlustes?

Die Antwort auf die Frage ist entscheidend, um den Artenschwund aufhalten zu können. Denn die Mittel zu seiner Bekämpfung sollten möglichst dorthin fliessen, wo sie am meisten bewirken können. Um die Haupttreiber herauszufinden, haben Autorinnen und Autoren für eine neue Metastudie Tausende von Untersuchungen ausgewertet.

Und hier ist sie: die Rangliste der Biodiversitätszerstörer.

  1. Landnutzungsänderungen (z.B. die Zerstörung alter Wälder für die Landwirtschaft)
  2. Direkte Ausbeutung (z.B. durch Fischerei, Jagd, Handel)
  3. Verschmutzung
  4. Klimawandel
  5. Invasive gebietsfremde Arten
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Jugend ohne Wald: Der Waldbesuch gehört nicht zum Alltag von Jugendlichen

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Ich hatte das Glück, in der Stadt und neben einem Wald aufzuwachsen. So genoss ich die Annehmlichkeiten der Stadt und konnte dennoch einen grossen Teil meiner freien Zeit als Kind im Wald verbringen. Meistens gemeinsam mit Freunden, manchmal auch alleine. Elterliche Überwachung gab es keine. Wir mussten lediglich pünktlich zum Abendessen (oder zum Erledigen der Hausaufgaben) wieder zu Hause sein.

Im Wald gab es Bäche zum Stauen, Höhlen zum Verstecken, Holz und Laub zum Feuermachen – und Tiere. Tote und lebendige.

Einer der Höhepunkte war der Fund eines Hundeschädels. Leider war die Mutter eines Freundes darüber gar nicht begeistert und warf den schönen Schädel fort. Bis heute trauere ich ihm nach. Vor dem Kadaver eines Rehs, das in einem Bach lag, fürchteten wir uns und rannten davon. Eine tote Spitzmaus hingegen untersuchten wir genauer mit Hilfe des Sackmessers.

Frösche und Mäuse fangen

Aber dann waren da auch noch die Vögel und Frösche. Gut erinnere ich mich an meinen ersten, bewusst wahrgenommenen Gartenbaumläufer. Er kletterte „wie eine Maus“ den Baum hoch, genauso wie es in meinem damaligen Bestimmungsführer beschrieben war. Im Frühling holte ich Kaulquappen aus dem Teich, zog sie in meinem Aquarium auf und entliess sie wieder in die Freiheit, wenn sie zu kleinen Fröschen herangewachsen waren.

Manchmal gelang es mir, eine Maus mit einer Falle zu fangen – und sperrte sie ins (wieder leere) Aquarium. Nach wenigen Stunden waren die Mäuse entflohen. Wie sie das genau schafften, habe ich nie herausgefunden. Später nahm ich dann Wasserproben aus Tümpeln und untersuchte sie unter dem Mikroskop.

Der Wald war für mich sowohl ein Spielplatz als auch ein lebendiger Ort, an dem sich mein Interesse für die Natur entzündete. Diese Erfahrung teile ich wohl mit vielen, die sich für die Natur begeistern.

Oft nimmt die Häufigkeit, den Wald aufzusuchen, im Jugendalter ab. In der Pubertät wandeln sich die Interessen. Man probiert  mal das eine und dann wieder das andere aus. So war es bei mir. Und es ist auch ziemlich typisch, wie eine Untersuchung des Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL zeigt.

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Mal was Positives: Der Mittelspecht feiert ein Comeback in der Schweiz

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Mittelspecht, hier mal an einer Birke und nicht an einer von ihm geliebten Eiche. (Bild: Marek Szczepanek)

Das nennt man wohl Übererfüllung. Vor zehn Jahren setzten sich das Bundesamt für Umwelt zusammen mit Birdlife Schweiz sowie der Schweizerischen Vogelwarte Sempach für den Mittelspecht ein Ziel: Bis 2035 sollten wieder mindestens 700 Brutpaare dieser Spechtart in der Schweiz leben. Damals schätzte man den Bestand auf rund 500 Brutpaare: ein kleiner und verletzlicher Bestand, wie es damals hiess.

Nun hat man erneut gezählt: 2016 waren es – sage und schreibe: 1696 bis 2042 Mittelspecht-Reviere, wie Martin Schuck et. al. in der neusten Ausgabe des „Ornithologischen Beobachters“ berichten (Band 115, Heft 2, Juni 2018, 91-106). Also über dreimal mehr als 2008, als der „Aktionsplan Mittelspecht Schweiz“ ins Leben gerufen wurde. Ingesamt gehen die Schätzungen davon aus, dass der Mittelspechtbestand gesamtschweizerisch seit dem Jahr 2000 um den Faktor 2 bis 2,5 zugenommen hat. Weiterlesen

Nachglühen: Leuchtkäfer-Kunst

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„Glühbahnen“ von Marianne Engel in der Stadtgärtnerei Zürich. (Foto: Markus Hofmann)

Noch bis zum 17. Juli dauert „Fireflies!“, die Leuchtkäfer-Kunstausstellung in der Zürcher Stadtgärtnerei. In dieser kleinen, aber feinen Ausstellung zeigen verschiedene Künstler Werke, bei denen sie sich von Glühwürmchen inspirieren liessen. Am besten gefällt mir die Arbeit von Marianne Engel. Sie bildet die Natur nicht mehr oder weniger verfremdend ab, sondern bei ihr wird die Natur wirklich Teil des Werks. In der Fotoserie „Glühbahnen“ macht sich Engel die Biolumineszenz der Glühwürmchen zunutze: Leuchtkäfer belichteten den Fotofilm direkt. Die Fotos überzeugen ästetisch, strahlen aber auch etwas Beunruhigendes aus. Man ahnt, wie rasch Schönheit vergeht und das Dunkle hinterlässt.

Fast ganz dunkel wird es in der „Pilzgarage“. Dort hat Engel verschiedene Objekte (Wurzeln, kleine Bäume, Hasenkadaver, Pilze) mit Leuchtpigmenten gefärbt. Erst wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erschliesst sich dem Betrachter das schwache Glühen. Es beginnt zu leuchten, was man in der überbelichteten Zivilisation nicht (mehr) sieht.

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Es braucht etwas Geduld, bis man in der „Pilzgarage“ das Leuchten verschiedener Objekte wahrnimmt. (Bild: Markus Hofmann)

Es wäre möglich: Welternährung ohne Waldverlust

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Der Erhalt der Wälder hängt von unserer Ernährungsweise ab.

Oft muss Wald weichen, wenn es Flächen für die Nahrungsmittelproduktion braucht. Ob Äcker, Plantagen oder Weiden: Sie breiten sich vielerorts auf Kosten von Wäldern aus.

Doch das müsste nicht sein. Eine ausreichende Ernährung der Weltbevölkerung im Jahr 2050 ist möglich, ohne dass die Waldfläche zurückgehen muss, wie Forscher der Alpen-Adria Universität in Klagenfurt zeigen, nachdem sie 500 verschiedene Zukunftsszenarien durchgerechnet haben. Weiterlesen