Stare nutzen Wolle: zur Reinigung – oder weil es wohltut? 

Ganz schön einfallsreich: ein Star. (Bild: Pixabay)


Michael Haslam hat auf der Hauptinsel von Orkney im Norden Schottlands Überraschendes beobachtet: Stare picken Wollknäuel auf, die von den Tausenden von Schafen auf den Inseln stammen, bringen die Wolle dann mit dem Schnabel unter ihre Flügel und führen dort einige streichelnde Bewegungen aus. 

Ein solches Verhalten wurde bisher noch nie beschrieben. Haslam veröffentlichte seine Beobachtungen nun in „AnimalBehaviour and Cognition“

Doch was steckt hinter diesem Verhalten?

Bekannt ist, dass Stare und andere Vogelarten Ameisen nutzen, um in ihrem Gefieder gegen Ektoparasiten wie Flöhe, Zecken oder Federlinge vorzugehen. Einige Vögel legen sich dazu in Ameisennester und lassen die Insekten die Parasiten erbeuten. 

Eine andere Praxis besteht darin, eine Ameise mit dem Schnabel zu erbeuten und sie durch das Gefieder zu reiben. Ameisen mögen dies selbstverständlich nicht und wehren sich, indem sie ihre Ameisensäure verspritzen. Und diese Ameisensäure ist ein gutes Mittel gegen Parasiten. Zum Dank werden die Ameisen dann von den Vögeln gefressen; die wenig mundende Ameisensäure haben sie nun ja bereits abgegeben.

Dieses Verhalten weist grosse Ähnlichkeit mit den Beobachtungen Haslams auf Orkney auf. Statt der lebenden Ameise nutzten die Stare halt die Schafwolle. 

Eine Erklärung könnte ebenfalls in der reinigenden Wirkung liegen. Denn Schafwolle enthält Wollwachs (Lanolin), eine Mischung aus Fettsäuren und Alkoholen. 

Bekämpfen die Orkney-Stare also mit dem Lanolin die Parasiten in ihren Federn, wie sie dies anderswo mit Ameisen tun? Das wäre eine mögliche Antwort. 

Haslam vermutet noch etwas anderes. Vögel fetten ihre Federn mit Bürzelfett ein, das aus der Bürzeldrüse stammt. Das Fett ist nicht nur wasserabweisend, sondern wirkt auch antimikrobiell. Die Wolle könnte den Staren nun helfen, dieses Bürzelfett besser zu verteilen. 

Schliesslich könnten die Wollknäuel auch die Funktion einer Bürste übernehmen. 

Oder vielleicht ist es so: Den Staren tut es einfach gut, sich mit Wolle durch und über die Federn zu streichen. Wer könnte es ihnen nicht nachfühlen?

© Markus Hofmann

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