Unter den wilden Säugetieren ist es der Rotfuchs, der in der Stadt am häufigsten meinen Weg kreuzt. In den vergangenen Jahren ist der Fuchs zu einem waschechten Städter geworden. In Zürich unterscheidet sich die städtische von der ländlichen Fuchspopulation inzwischen genetisch. Es gibt also, wenn man so will, Zürcher Stadt- und Landfüchse. Den Füchsen gefällt es in den Städten mit ihrem reichlichen Nahrungsangebot so gut, dass dort die Fuchsdichte höher ist als im Umland.
Ein weiteres Säugetier, das ich vor allem entlang der Seepromenade und der Flüsse, die Zürich durchqueren, immer wieder beobachten kann, ist die Wanderratte: eine der häufigsten Säugetierart der Welt. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts lebt die Wanderrate auch in der Schweiz. An den Sommerabenden tauchen dann die Zwergfledermäuse auf, die ums Haus und um die Bäume Mücken jagen.
Igel – ein seltener Anblick
Viel seltener ist hingegen die Begegnung mit dem Igel – oder genauer: mit dem Braunbrustigel – geworden. In meiner Kindheit war dies noch anders. Doch in den vergangenen 25 Jahren hat der Bestand in Zürich um 40 Prozent abgenommen. Die Gründe für diesen starken Rückgang sind noch unklar. Die bauliche Verdichtung sowie weniger naturnahe Gärten könnten eine Rolle spielen.
Diese vier Arten stehen beispielhaft für die insgesamt 99 Säugetierarten, die derzeit in der Schweiz vorkommen. Sie alle stellt der neue „Atlas der Säugetiere: Schweiz und Liechtenstein“ ausführlich vor. Die letzte Ausgabe des Schweizer Säugetieratlas’ liegt bereits ein Vierteljahrhundert zurück. Daher entschied sich die Schweizerische Gesellschaft für Wildtierbiologie, die neusten Entwicklungen in der eidgenössischen Säugetierwelt aufzuarbeiten.
Seit der letzten grossen Datenerhebung ist einiges geschehen. Die Bestände vieler Säugetierarten sind teils erheblichen Veränderungen unterworfen. So gibt es von Neuzugängen zu berichten. Zwölf Säugetierarten sind hinzugekommen. Zum Beispiel sind der Wolf und der Fischotter zurück im Land. Und die Walliser Spitzmaus sowie die Kryptische Fledermaus stehen auf der Liste der Neuentdeckungen. Allerdings waren diese beiden schon vorher da. Dank genauerer Bestimmungsmethoden konnten sie als eigenständige Arten definiert werden.
Nach dem Schweizerischen Brutvogelatlas von 2018 folgt hier also gleich ein weiteres Standardwerk zur Fauna der Schweiz. Über eine Millionen Beobachtungsdaten, die zwischen 2000 und 2019 anfielen, sind dafür ausgewertet worden.