
Albert Einstein sagte: „Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen.“ Daran sind gleich zwei Dinge falsch. Das Zitat stammt (mit grosser Wahrscheinlichkeit) nicht von Einstein. Und die Aussage, dass die Menschheit vom Überleben der Biene abhänge, trifft ebenfalls nicht zu. Insbesondere dann, wenn man unter „Biene“ die Honigbiene (Apis mellifera) versteht. Für die Bestäubung der Pflanzen (und damit die Nahrung nicht nur der Menschen) sind noch viele weitere (Insekten-)Arten zuständig.
Dennoch wird das vermeintliche Einstein-Zitat gerade in Imkerkreisen gerne bemüht. Ohnehin: Die sympathische Honigbiene wurde in den vergangenen Jahren zur Heldin des Biodiversitätsschutzes gekürt. So stellte der Bayrische Ministerpräsident Markus Söder das Volksbegehren zum Artenschutz unter das Motto „Rettet die Bienen“ und krönte sich damit gleich selbst zum „Bienenkönig“.
Auch boomt seit ein paar Jahren die Hobby-Imkerei, wozu der Dokumentarfilm „More Than Honey“ des Schweizers Markus Imhoof beigetragen hat (auch dort wird Einstein „zitiert“). Die Schweiz weist mittlerweise eine der höchsten Honigbienen-Dichten Europas auf. Und dies betrifft nicht nur das Land: In der Stadt Zürich etwa haben die Bienenstände seit 2014 um 80 Prozent zugenommen. Es ist hip geworden, auf Hausdächern Bienen zu halten.
Schön, dass sich viele (Stadt-)Menschen mit Bienen beschäftigen. Doch der Trend hat auch Schattenseiten. Die Honigbiene ist eine Nahrungskonkurrentin der Wildbienen. Und denen geht es nicht besonders gut. Von den über 600 in der Schweiz nachgewiesenen Wildbienenarten ist die Hälfte bedroht. Eine Aufdatierung der betreffenden Roten Liste soll dieses Jahr publiziert werden.
Die IG Wilde Biene warnt nun davor, den Imkerei-Trend unkritisch zu begegnen.
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