Jugend ohne Wald: Der Waldbesuch gehört nicht zum Alltag von Jugendlichen

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Ich hatte das Glück, in der Stadt und neben einem Wald aufzuwachsen. So genoss ich die Annehmlichkeiten der Stadt und konnte dennoch einen grossen Teil meiner freien Zeit als Kind im Wald verbringen. Meistens gemeinsam mit Freunden, manchmal auch alleine. Elterliche Überwachung gab es keine. Wir mussten lediglich pünktlich zum Abendessen (oder zum Erledigen der Hausaufgaben) wieder zu Hause sein.

Im Wald gab es Bäche zum Stauen, Höhlen zum Verstecken, Holz und Laub zum Feuermachen – und Tiere. Tote und lebendige.

Einer der Höhepunkte war der Fund eines Hundeschädels. Leider war die Mutter eines Freundes darüber gar nicht begeistert und warf den schönen Schädel fort. Bis heute trauere ich ihm nach. Vor dem Kadaver eines Rehs, das in einem Bach lag, fürchteten wir uns und rannten davon. Eine tote Spitzmaus hingegen untersuchten wir genauer mit Hilfe des Sackmessers.

Frösche und Mäuse fangen

Aber dann waren da auch noch die Vögel und Frösche. Gut erinnere ich mich an meinen ersten, bewusst wahrgenommenen Gartenbaumläufer. Er kletterte „wie eine Maus“ den Baum hoch, genauso wie es in meinem damaligen Bestimmungsführer beschrieben war. Im Frühling holte ich Kaulquappen aus dem Teich, zog sie in meinem Aquarium auf und entliess sie wieder in die Freiheit, wenn sie zu kleinen Fröschen herangewachsen waren.

Manchmal gelang es mir, eine Maus mit einer Falle zu fangen – und sperrte sie ins (wieder leere) Aquarium. Nach wenigen Stunden waren die Mäuse entflohen. Wie sie das genau schafften, habe ich nie herausgefunden. Später nahm ich dann Wasserproben aus Tümpeln und untersuchte sie unter dem Mikroskop.

Der Wald war für mich sowohl ein Spielplatz als auch ein lebendiger Ort, an dem sich mein Interesse für die Natur entzündete. Diese Erfahrung teile ich wohl mit vielen, die sich für die Natur begeistern.

Oft nimmt die Häufigkeit, den Wald aufzusuchen, im Jugendalter ab. In der Pubertät wandeln sich die Interessen. Man probiert  mal das eine und dann wieder das andere aus. So war es bei mir. Und es ist auch ziemlich typisch, wie eine Untersuchung des Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL zeigt.

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