Von einem Tag auf den anderen ist vieles stillgestanden. In üblicherweise hochtourig laufenden Städten kehrte Ruhe ein, als wegen der Corona-Pandemie der Bewegungsradius der Menschen drastisch eingeschränkt wurde.
Bald machten Bilder von Wildtieren die Runde, die die Menschenorte (zurück-)eroberten: Wildschweine, Pumas, Hirsche, Kojoten mitten auf der Strasse und in der Einkaufszone. Es war gar die Rede davon, dass in dieser „Anthropause“ die Natur heilen würde.
Doch es zeigt sich zunehmend, dass dem nicht so war – oder zumindest, dass man die vermeintliche Rückkehr der Natur differenziert betrachten muss.
Dies bestätigt auch eine soeben publizierte Studie, die sich in 21 Ländern die Bewegungsmuster von 163 Säugetierarten angeschaut hat. Dank an über 100 Orten verteilten Wildtierkameras (insgesamt 5400 Stück) konnten die Forscherinnen und Forscher ermitteln, wie Säugetiere auf das veränderte menschliche Verhalten während der Pandemie reagierten.
Michael Haslam hat auf der Hauptinsel von Orkney im Norden Schottlands Überraschendes beobachtet: Stare picken Wollknäuel auf, die von den Tausenden von Schafen auf den Inseln stammen, bringen die Wolle dann mit dem Schnabel unter ihre Flügel und führen dort einige streichelnde Bewegungen aus.
Ein solches Verhalten wurde bisher noch nie beschrieben. Haslam veröffentlichte seine Beobachtungen nun in „AnimalBehaviour and Cognition“.
Die Biodiversität schwindet nicht nur. Sie wird auch homogener. Viele Arten verschwinden, einige aber setzen sich durch.
Ein typisches Beispiel dafür ist das Kulturland. So trägt eine intensive Landwirtschaft dazu bei, dass die Landschaft eintöniger wird. Auch vom Menschen eingeführte, nicht heimische Arten können dazu führen, dass die lokale Artenvielfalt abnimmt und „homogenisiert“, da die neuen Arten die heimischen Arten verdrängen.
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Homogenisierung der Biodiversität ein eher neues Phänomen ist. Eines, das von Bevölkerungszunahme, der Zerstörung von Lebensräumen sowie dem globalen Handel angetrieben wird.
Doch nun bestätigt sich: Der Rückgang der Artenvielfalt sowie die Homogenisierung der Biodiversität setzen dann ein, wenn Menschen in einem zuvor menschenleeren Ort auftauchen. Ein Wissenschaftsteam konnte dies für den südpazifischen Raum aufzeigen. Ihre Studie ist in „Nature Ecology & Evolution“ erschienen.
Den Dezember erträgt Charles Foster nur schwer. Seit fünf Monaten hat er zuhause keinen Mauersegler mehr gesehen hat. Und es wird nochmals mindestens so lange dauern, bis sie wieder aus ihrem Überwinterungsgebiet im südlichen Afrika zurückkehren und einige von ihnen im Dachstock von Fosters Haus in Oxford zu brüten beginnen.
Für jemanden wie Foster, für den ein Leben ohne Mauersegler eigentlich sinnlos ist, ist der Dezember eine Qual. Während sich seine Familie auf Weihnachten freut, fliegt er den Mauerseglern entgegen nach Mosambik. Allerdings vergeblich. Die Mauersegler lassen sich dort auch nicht blicken.
Wie können wir über Mauersegler sprechen?
Was Foster, Tierarzt und Anwalt, der in Oxford Ethik und Rechtsmedizin lehrt, genügend Gelegenheit gibt, nicht nur über die erstaunliche Lebensweise der Mauersegler, unser Verhältnis zu ihnen und der Natur überhaupt nachzudenken, sondern auch darüber, wie wir angemessen über Mauersegler sprechen können.
Denn dies ist eigentlich unmöglich: Nur der Mauersegler weiss, wie es ist, ein Mauersegler zu sein. Um uns wirklich in Mauersegler einfühlen zu können, helfen uns Menschen auch die vielen Studien und Daten über die faszinierenden Vögel nicht weiter, so Foster.
„Katzen töten 30 Millionen Vögel in der Schweiz – pro Jahr“. Diese Umweltnotiz hat bis heute bei meinen Leserinnen und Lesern sehr viel Interesse gefunden. (Vielen Dank dafür! Und bitte auch einen Blick auf diese weiterführende Umweltnotiz werfen.)
Das überrascht nicht. Die Vogeljagd der Hauskatzen „triggert“ Vogel- und Katzenfreunde gleichermassen – aus verschiedenen Motiven. Viele Katzenhalter hören nicht gerne, dass ihre Haustiere Jagd auf schöne Wildvögel machen. Und Ornithologen stossen immer wieder auf taube Ohren, wenn sie dazu raten, Hauskatzen eben genau dort zu lassen: im Haus – und sie nicht ins Freie zu lassen.
Eine der problematischsten invasiven Art der Welt
Es gibt etliche Studien zum Jagdverhalten der Hauskatzen. Allerdings sind alle verständlicherweise mit Unsicherheiten behaftet. Katzen in ihrem Jagdrevier über eine lange Zeit zu verfolgen, um über die Zusammensetzung ihrer Beute genau Bescheid zu wissen, ist kaum möglich. Die Studien müssen sich auf begründete Schätzungen abstützen.
Forscherinnen und Forscher haben sich nun diese Studien nochmals genau angeschaut, um herauszufinden, was denn die Hauskatzen alles fressen. In „Nature Communications“ kommen sie zum Schluss: Freilaufende Hauskatzen fressen 2084 verschiedene Arten. Davon sind knapp 17 Prozent in ihrem Bestand gefährdet. Auch diese Zahlen beruhen auf Schätzungen, allerdings konservativen, wie die Forscher betonen. Das Artenspektrum, an dem sich Katzen gütlich tun, wird also noch grösser sein.
Salopper gesagt: Katzen machen kaum vor etwas Fressbarem halt, sei es tot (auch Aas wird nicht verschmäht) oder lebendig. Oder in der Sprache der Forscher: Hauskatzen gehören zu den problematischsten invasiven Arten der Welt.
Wieso beobachten Menschen gerne Vögel? Wieso opfern sie Stunden ihrer Freizeit, um Vögeln nachzuspüren? Wieso geben viele dafür gar Tausende von Franken für Feldstecher, Kamera und Reisen aus?
Die einen sind gerne an der frischen Luft. Andere lieben die Natur und wollen ihr nahe sein. Wieder andere interessieren sich für das Leben der Vögel und vertiefen sich in deren Biologie. Einige treibt der Jagdinstinkt nach draussen und auf die Suche nach seltenen Arten.
Die meisten aber verbindet wohl etwas ganz besonders: Sie finden Vögel schön. Ihre Gestalt, ihre Farben, ihren Gesang.
Allerdings wird diese Gunst nicht allen Vogelarten in gleichem Masse entgegengebracht. Nicht jeder Vogel wird als schön bezeichnet. Wie aber muss ein Vogel aussehen, damit ihn Menschen als ästhetisch attraktiv beurteilen? Mithilfe von Daten, die in einem Citizen-Science-Projekt weltweit gesammelt wurden, haben Forscherinnen und Forscher nun die Kriterien für den im menschlichen Auge „schönen Vogel“ herausgearbeitet.
Es sind keine schönen Bilder: von Mäusen angefressene Albatrosse, die an ihren Wunden gestorben sind.
Dass sich vom Menschen eingeschleppte Hausmäuse auf abgelegenen Inseln über die Küken von Seevögeln hermachen, die schutzlos in ihren Nestern sitzen, ist keine neue Entdeckung (siehe die Umweltnotiz vom 2. Juli 2018). Doch die neuen grausigen Funde zeigen nun: Die 20 Gramm leichten Mäuse machen auch vor ausgewachsenen, grossen und kräftigen Albatrossen nicht halt.
Auf der Gough- und der Marion-Insel, die im südlichen Atlantischen beziehungsweise im Indischen Ozean liegen, fanden Forscherinnen und Forscher adulte Tristan-Albatrosse und Wanderalbatrosse, die von Mäusen gebissen und dann mit grosser Wahrscheinlichkeit den Verletzungen erlegen sind. Es ist dies der erste Nachweis, dass auch erwachsene Albatrosse von Mäusen (zumindest indirekt) getötet werden können, wie die Wissenschaftler in der Zeitschrift „Biological Invasions“ berichten.
Nachwuchs erfolgreich aufzuziehen, ist für alle Tiere ein schwieriges und gefährliches Geschäft. Ganz besonders gilt dies für Tiere, die unter harschen Bedingungen leben wie die Seevögel des Nordens. Hier braucht es hohe Anpassungsleistungen, um nicht nur selbst zu überleben, sondern auch noch die eigenen Gene weiterzugeben.
Die Dreizehenmöwen gehören zu diesen Überlebenskünstlern. Sie brüten in Kolonien an Felswänden und Klippen und verbringen einen grossen Teil ihres Lebens auf dem offenen Meer. An Land sind sie vor allem während des Brutgeschäfts.
Wenn’s passt, dann gleich fürs ganze Leben
Anders als die meisten Vogelarten sind Dreizehenmöwen monogam. Und wenn sich zwei Möwen gefunden haben, die über eine ähnliche Persönlichkeit verfügen, sind die Chancen auf eine erfolgreiche Aufzucht des Nachwuchses besonders gross.
Dies konnten Fionnuala R. McCully von der University of Liverpool und ihre Forschungskollegen nach jahrelangen Beobachtungen von Dreizehenmöwen in einer verlassenen Sowjetsiedlung auf Spitzbergen zeigen. Ihre Studie ist in „Ethology“ erschienen.
Das Volk von Basel-Stadt hat am 29. November 2020 gesprochen. Das sogenannte Hafenbecken 3 soll gebaut werden. 57 Prozent sagten Ja zu einem grossen Infrastrukturprojekt des Güterverkehrs, das einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten verspricht.
Doch dieser Bau wird ein einzigartiges Naturschutzgebiet der Region Basel zerstören. Ich besuchte damals den faszinierenden Flecken mitten im Industrie- und Siedlungsgebiet und schrieb dazu eine Umweltnotiz.
Im Streit um das Hafenbecken prallen zwei der grössten Herausforderungen unserer Zeit aufeinander: die Klima- und die Biodiversitätskrise. Hier ein Projekt, das die Güter vom Schiff auf die Bahn statt auf Lastwagen bringen soll, dort ein Gebiet, in dem sich auf einem ehemaligen Rangierbahnhof über Jahre ein Biotop für gefährdete Arten entwickeln konnte.
Dem Konflikt von Klima- und Naturschutz, der sich in Zukunft noch weiter verschärfen wird – man denke an den Bau von Windkraftwerken, Staumauern, Atomkraftwerken usw. – widmen Daniel Ballmer und Martin Schilt am Bespiel des „Hafenbecken 3“ einen Dokumentarfilm: „Bahnhof der Schmetterlinge“. Derzeit läuft er in Schweizer Kinos.