Windenergie oder Wanderfalke: Das Bundesgericht spricht ein Urteil im Interessenkonflikt von Klima- und Biodiversitätsschutz

Windenergieanlagen verursachen Schlagopfer unter Vögeln und Fledermäusen. (Bild: patmueller/Pixabay)

Es ist einer der grossen Konflikte unserer Zeit. Und es ist ein Konflikt, der auch die Umweltschützer zu spalten droht: Wie vertragen sich die Erfordernisse des Klimaschutzes mit denjenigen des Biodiversitätsschutzes?

Der Umbau des Energiesystems weg von der fossilen Energie geht einher mit einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Beispielhaft zeigt sich dies beim Bau von Windkraftwerken. Da kommen sich Klima- und Vogelschützerinnen regelmässig in die Quere. (Was nicht ausschliesst, dass die (meisten) Klimaschützer auch Vogelschützer sind – und umgekehrt. Das lässt die Konflikte aber nicht verschwinden.)

Ein Schauplatz dieses Streits liegt auf dem Grenchenberg im Schweizer Jura.

Dort planten die Städtischen Werke Grenchen sechs Windenergieanlagen. Dies missfiel den Vogelschützern, die Beschwerde einlegten und bis vor das Bundesgericht gelangten. Das höchste Gericht der Schweiz hat sein Urteil bereits im vergangenen November gefällt. Doch nun liegt die schriftliche Begründung vor. Sie liest sich wie die Blaupause für den Umgang mit der Klima- und Biodiversitätskrise.

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Biodiversität in der Stadt: Jedes grüne Fleckchen zählt

Auch wenn sie noch so unscheinbar wirken, so kommt Wildpflanzen in der Stadt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. (Bild: Markus Hofmann)

Wildpflanzen fördern mitten in der Stadt? Wo Gebäude, Strassen, Plätze den Boden versiegeln? Wo im Kampf um Verdichtung um jeden Quadratmeter gestritten wird?

Ja, das geht! Und es ist notwendig, will man die Biodiversität erhalten oder gar steigern.

Dies zeigt die Studie von Kevin A. Vega und Christoph Küffer, die die grünen Flecken der Stadt Zürich genau untersucht haben (Zusammenfassung der Studie in „Der Gartenbau“, 10/2021). In sieben ein Quadratkilometern grossen Quadraten erfassten sie die Gefässpflanzen auf öffentlichen Flächen, die mindestens einen Quadratmeter umfassen – vom Zentrum bis an den Stadtrand. Darunter befanden sich Baumscheiben mit etwas Grün ringsum bis zu stattlichen Wiesen von 30.000 Quadratmetern. Über 2100 Untersuchungsflächen kamen so zusammen.

Das Resultat: Je grösser die Fläche, desto grösser auch die Zahl der Pflanzenarten. So weit so wenig überraschend. Doch daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, kleine grüne Flächen seien nutzlos und müssten nicht gefördert werden, wäre falsch. Denn viele kleine Födermassnahmen zeitigten in der Summe eine grosse Wirkung, schreiben Küffer und Vega.

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