
Es ist alles andere als ein Naturidyll. Der Geruch der Abwasserreinigungsanlagen der Basel Stadt vermischt sich mit den Abgasen der Autobahn und des städtischen Verkehrs. Industriegebäude reiht sich an Industriegebäude. Aufeinander gestapelte Container warten auf die Verladung. In einem Drivecenter üben Automobilisten ihre Fahrkünste; hier stört das niemanden. Selbst die Insassen des Gefängnis Bässlergut werden davon kaum etwas mitbekommen. Das Ausschaffungsgefängnis liegt ennet den Geleisen, ganz in der Nähe der schweizerisch-deutschen Grenze.
Und mittendrin ein Hotspot der Biodiversität.
Auf dem ehemaligen Rangiergelände der Deutschen Bahn beim Badischen Bahnhof hat sich ein einmaliges Biotop entwickelt. 2010 ist das knapp 20 Hektar grosse Gebiet ins Bundesinventar für Trockenwiesen und -weiden nationaler Bedeutung aufgenommen worden und somit bundesrechtlich geschützt. Es ist ein für die Schweiz einzigartiger Trockenlebensraum und aus Sicht des Naturschutzes entsprechend wertvoll. Seit 1900 sind in der Schweiz 95 Prozent aller Trockenlebensräume verschwunden.
Bereits 2003 schrieb die damalige Vorsteherin des Baudepartements Basel-Stadt, Barbara Schneider: „Das Eisenbahngelände im Norden Basels zeichnet sich durch seine einmalige Lage am Rande der Oberrheinebene aus. Für Schweizer Verhältnisse findet sich dort eine einzigartige Vergesellschaftung von Pflanzen und Tieren. Es kommen Arten vor, die in der übrigen Schweiz selten sind, zum Beispiel die Blauflüglige Ödlandschrecke und das Pariser Labkraut; oder es finden sich dort Arten, die es in der Schweiz sonst nirgends gibt, zum Beispiel das Sand-Lieschgras.“
Doch nun ist dieser Lebensraum akut gefährdet. Am 29. November 2020 stimmen die Baslerinnen und Basler darüber ab, ob diese „einzigartige Vergesellschaftung von Pflanzen und Tieren“ verschwindet. Geplant sind dort nämlich ein neues Hafenbecken sowie ein Containerterminal. Weiterlesen