
Sie sind ihnen schutzlos ausgeliefert. Denn sie wissen nicht, wie ihnen geschieht. Albatrosküken und nistende Albatroseltern werden auf abgelegenen Inseln von Mäusen bei lebendigem Leibe angefressen. Die Albatrosse verbluten oder sterben an den infizierten Wunden. Die Vögel wehren sich nicht gegen die viel kleineren Mäuse. Diese Nager sind etwas völlig Neues für sie. Während Jahrtausenden mussten sie sich nie gegen solche Feinde wehren. Doch die Mäuse kamen mit Seefahrern auf die Inseln und bedrohen nun die Albatrosse. Videos zeigen Albatrosse, die die Mausattacken beinahe regungslos über sich ergehen lassen (nichts für Zartbesaitete).
Die Evolution hat die Albatrosse nicht auf diese neue Gefahr vorbereitet.
Womit wir beim Menschen wären.
Beim Menschen sind es nicht Mäuse, die ihm ans Lebendige gehen. Sondern es ist ein Gas, das von den Menschen nicht als Gefahr wahrgenommen wird. Wieso auch? Es ist geruch- und farblos. Und es ist lebenswichtig für die Pflanzen, die wiederum lebenswichtig für den Menschen sind. Doch wegen menschlicher Aktivitäten hat dieses Gas, das Kohlendioxid, in der Atmosphäre in den letzten Jahrzehnten immer mehr zugenommen. Und nun ändert sich deswegen das Klima.
Wie der Biss der Maus in einen Albatros zeitigt dies nicht sofort eine fatale Wirkung. Das Verbluten geht langsam vonstatten. Doch der Anstieg des Kohlendioxidanteils könnte sich als fatal erweisen. Die Gefahren, die mit dem selbstgemachten Klimawandel für den Menschen einhergehen, sind immens. Allerdings werden sich die Gefahren möglicherweise erst viel später manifestieren. Und mit einem solchen Phänomen hat der Mensch Zeit seines Existierens nicht gelernt umzugehen. Nie war es nötig, weit in die Zukunft zu schauen, um sich für die Konsequenzen eines übermässig in die Atmosphäre entlassenen Gases zu wappnen.
Wie die Maus für den Albatros ist dies etwas völlig Neues für den Menschen. Im Gegensatz zum Albatros wissen wir aber, wie uns geschieht.
© Markus Hofmann