Weit und hoch: der Flug der Steinschmätzer

Männlicher Steinschmätzer: 25 Gramm leicht, aber ein Weit- und Hochflieger. (Bild: Philippe Kurlapsi, CC BY 1.0)

Dem Steinschmätzer habe ich bereits einmal eine Umweltnotiz gewidmet. Von seinen Brutgebieten in Nordamerika fliegt der kleine Singvogel nämlich 14.500 Kilometer bis in sein Überwinterungsgebiet südlich des Sahels. Eine Meisterleistung.

Nicht so weit haben es die europäischen Steinschmätzer, die in den Alpen brüten. Ihre Strecke in den Süden beträgt rund 4500 Kilometer, die sie in ca. einem Monat hinter sich bringen. Dabei erreichen sie erstaunliche Höhen, wie Forscherinnen und Forscher der Schweizerischen Vogelwarte nun herausgefunden haben.

Dazu rüsteten sie acht Steinschmätzer mit Geolokatoren aus und stellen fest: Ein Männchen flog beim Frühlingszug in Richtung Norden 5148 Meter hoch. In der Regel bewegen sich die Steinschmätzer aber nicht in solchen Höhen: Sie migrieren nachts zwischen 2000 und 4000 Meter.

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Wie junge Waldrappe trainieren, Zugvögel zu sein

Mit Ultraleichtflugzeugen werden die jungen Waldrappe in ihr Überwinterungsgebiet in Andalusien geführt. (Bild: M. Hofmann)

Einen Monat Trainingszeit bleibt noch. Dann müssen die 35 jungen Waldrappe von Süddeutschland nach Südspanien fliegen – eine Strecke von 2300 Kilometern. Den Weg dahin kennen sie nicht, denn ihre Eltern sind die Strecke auch noch nie geflogen.

Die Aufgabe, die Jungvögel zu trainieren, übernehmen ihre menschlichen Ziehmütter, Helena Wehner und Barbara Steininger. Anfang Juli sitzen sie um acht Uhr morgens in einem blauen Zelt beim Flugplatz Binningen an einem Tisch. In der Nähe von Singen leben sie hier in Wohnwagen und Zelten, zusammen mit Camp-Leiterin Laura Pahnke, Praktikantin Gina Gerecke sowie Hund Bonny.

Die beiden Waldrapp-Ersatzmütter sind an ihren gelben Shirts zu erkennen. Auf diese Farbe sind die schwarzgefiederten Vögel mit dem von Schopffedern geschmückten nackten Kopf und dem langen gebogenen Schnabel ein paar Tage nach dem Schlüpfen geprägt worden. Die Farbwahl hat keine modischen Gründe. Das leuchtende Gelb ist von weitem zu sehen. Ein Vorteil, der sich heute noch auszahlen wird.

Vorsichtige und eigenwillige Jungwaldrappe

Auf dem Tisch vor den vier jungen Frauen: frisch gebrühter Kaffee, Erdbeeren, Konfitüre, Brot, Mineralwasser, Ferngläser, Funkgeräte und Fotoapparate. Eine Lichterkette unter dem Zeltdach verströmt etwas Wohnlichkeit. In Kürze soll das nächste Flugtraining beginnen, eins von dreien, die pro Woche stattfinden.

Heute steht auf dem Trainingsplan: „Auf eine unbekannte Wiese fliegen und dabei Strukturen wie zum Beispiel eine Strasse oder ein Waldstück überwinden“, sagt die Ziehmutter Helena Wehner, die bereits seit 2017 mitarbeitet und vor vier Jahren zum ersten Mal Waldrappe aufzog. Über 100 Jungvögel hat Helena Wehner schon beim Grosswerden begleitet.

Die Übung, eine Wiese anzufliegen, klingt einfach. Schliesslich sind die Waldrappe bereits drei Monate alt, gut genährt, gesund und seit Ende Mai flügge. Doch sie haben nicht nur ihren je eigenen Kopf, sie sind auch sehr vorsichtig. In ihrem zarten Alter folgen sie ihren Ziehmüttern auf Schritt und Tritt.

Doch neuerdings setzen sich die Ziehmütter auf der Graspiste in ein Ultraleichtflugzeug und fliegen davon in der Hoffnung, dass ihnen die Waldrappe folgen. Denn auf diese Art werden die Vögel im August auf ihre 30– bis 40-tägige Reise von Baden-Württemberg nach Andalusien geführt, je nach Wetterbedingungen pro Etappe bis zu 300 Kilometer und fünf bis sechs Stunden Flug.

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