
Der Peak ist eindeutig: Bis 1835 nimmt die Vielfalt an taxonomischen Begriffen in der Literatur zu. Anschliessend geht sie wieder zurück. Dies geht aus einer bisher einmaligen Untersuchung hervor.
Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben 16.000 literarische Werke von 4000 Autoren – darunter etwa Johann Wolfgang von Goethe, Victor Hugo oder Jules Verne -, die zwischen 1705 und 1969 erschienen sind, auf 240.000 taxonomische Begriffe untersucht. Als Datengrundlage dienten ihnen im „Project Gutenberg“ digitalisierte Werke in englischer Originalsprache beziehungsweise in Übersetzungen. Mithilfe computergestützter Analysemethoden schauten sie also, wo und in welcher Häufung und Verteilung Begriffe wie „horse“, „wolf“, „apple“, „elm“ (Ulme) oder „ivy“ (Efeu) vorkommen.
Das Resultat zeigt sich Form eines Buckels: Während bis in die 1830er Jahre die Häufigkeit, Dichte und Ausdrucksvielfalt der Artbegriffe ansteigt, nimmt sie anschliessend wieder ab. So verwendeten die Schriftstellerinnen und Schriftsteller beispielsweise vor den 1830er Jahren vermehrt präzise Artbegriffe. Auch regional gefärbte Begriffe waren gebräuchlicher. Danach aber wichen sie auf allgemeinere Begriffe aus: Statt von der „Eiche“ ist dann schlicht vom „Baum“ die Rede. Auch verdrängen domestizierte Tierarten die Wildtierarten.
Was sich also in der realen Welt abspielt, widerspiegelt sich auch in der Literatur: eine Verarmung der Natur.
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