Mehr biologische Vielfalt im Garten: Sollen Schotter, Thuja und Kirschlorbeer verboten werden?

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Vielfalt statt eintöniger Rasen oder Schotter. (Bild: Markus Hofmann)

Taucht in Ihrem Garten ein sogenanntes invasives gebietsfremdes Tier auf oder blüht in Ihrem Rasen eine invasive gebietsfremde Pflanze, droht in Zukunft der Staat einzugreifen. Die Schweizer Regierung will das Umweltschutzgesetz entsprechend ändern. „Inhaberinnen und Inhaber von Grundstücken (…), die von invasiven gebietsfremden Organismen befallen sind oder befallen sein könnten,“ soll es neu im Gesetz heissen, „haben deren Überwachung, Isolierung, Behandlung oder Vernichtung in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden vorzunehmen oder diese Massnahmen zu dulden.“

Mit diesem Eingriff in das Privateigentum sollen nicht nur Menschen vor möglichen Gefahren, sondern es soll auch die biologische Vielfalt geschützt werden. Invasive gebietsfremde Arten können die Biodiversität negativ beeinflussen (auch wenn man dabei nicht unnötige Panik verbreiten sollte; siehe Fred Pearce: Die neuen Wilden).

Wenn sich der Bundesrat berechtigterweise um die Biodiversität sorgt und dabei sogar in die Gärten seiner Bürgerinnen und Bürger eingriffen will, so denke ich: Wieso geht er nicht ein paar Schritte weiter?

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Ein fauler Gärtner ist ein guter Gärtner

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Auch mal was wachsen lassen: Die Artenvielfalt in Zürcher Gärten ist erstaunlich hoch. (Bild: Markus Hofmann)

Wild wachsen in der Stadt Zürich rund 1200 verschiedene Pflanzenarten. Schaut man sich nur die Gärten an, kommt man auf 1070 Arten. Die Hälfte davon findet wegen ihrer Blütenpracht Eingang in die Gärten. 17 Prozent wachsen ohne menschlichen Einfluss, und 13 Prozent sind Nahrungspflanzen.

Diese Zahl erhoben Biologen im Rahmen des Forschungsprojekts BetterGardens. Damit sollen die ökologischen und sozialen Funktionen von Gärten erfasst werden. Erste Resultate des Projekts, das Ende dieses Jahres abgeschlossen sein soll, liegen bereits vor. Sie sollen dazu dienen, die Grünflächen in den Städten zu erhalten. Die WSL und das FiBL leiten die Forschungen. Weiterlesen

Nachglühen: Leuchtkäfer-Kunst

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„Glühbahnen“ von Marianne Engel in der Stadtgärtnerei Zürich. (Foto: Markus Hofmann)

Noch bis zum 17. Juli dauert „Fireflies!“, die Leuchtkäfer-Kunstausstellung in der Zürcher Stadtgärtnerei. In dieser kleinen, aber feinen Ausstellung zeigen verschiedene Künstler Werke, bei denen sie sich von Glühwürmchen inspirieren liessen. Am besten gefällt mir die Arbeit von Marianne Engel. Sie bildet die Natur nicht mehr oder weniger verfremdend ab, sondern bei ihr wird die Natur wirklich Teil des Werks. In der Fotoserie „Glühbahnen“ macht sich Engel die Biolumineszenz der Glühwürmchen zunutze: Leuchtkäfer belichteten den Fotofilm direkt. Die Fotos überzeugen ästetisch, strahlen aber auch etwas Beunruhigendes aus. Man ahnt, wie rasch Schönheit vergeht und das Dunkle hinterlässt.

Fast ganz dunkel wird es in der „Pilzgarage“. Dort hat Engel verschiedene Objekte (Wurzeln, kleine Bäume, Hasenkadaver, Pilze) mit Leuchtpigmenten gefärbt. Erst wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erschliesst sich dem Betrachter das schwache Glühen. Es beginnt zu leuchten, was man in der überbelichteten Zivilisation nicht (mehr) sieht.

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Es braucht etwas Geduld, bis man in der „Pilzgarage“ das Leuchten verschiedener Objekte wahrnimmt. (Bild: Markus Hofmann)

Il faut cultiver notre jardin

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Jedes Stück Wiese zählt. Albrecht Dürer: Das grosse Rasenstück (1503).

„Mais il faut cultiver notre jardin.“ Die Welt ist unverbesserlich. Aber wir müssen unseren Garten bestellen. So Voltaire im „Candide“ von 1759.

Sich darauf konzentrieren, was möglich ist. Dort anpacken, wo man wirklich etwas verändern kann. In seinem nächsten Umfeld. Denn die Zeitläufte kann ein einzelner kaum verändern.

Also die Schaufel in die Hand nehmen oder den Bagger bestellen. Und „Natur schaffen“. Die biologische Vielfalt in der Schweiz ist auf Talfahrt, obwohl seit ein paar Jahren auf politischer Ebene einiges gegen diesen Trend unternommen worden ist. Daher zählt nun jede einzelne Aktion – und sei sie noch so klein und bescheiden.

Das ist die Botschaft von „Natur schaffen“, einem soeben erschienenen Buch von Gregor Klaus und Nicolas Gattlen. Angestossen wurde es vom Forum Biodiversität Schweiz, dem Birdlife Schweiz sowie Pro Natura, unterstützt wurde das Projekt vom Bundesamt für Umwelt.

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Abfall – Nachlass des Künstlers

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„Where the Slaves Live“ von Adrian Villar Rojas in der Fondation Louis Vuitton in Paris. (Bild: Markus Hofmann)

Was hinterlässt ein Künstler der Nachwelt? Seine Werke. Bilder, Bücher, Skulpturen, Musikstücke. Doch nicht nur. Wie von allen anderen Menschen bleiben auch von ihm Spuren seines alltäglichen Lebens zurück. Gegenstände, die wie die Kunstwerke die Zeit ihres Erschaffers überdauern, die nach dem Tod aber zu Abfall werden. Kleidungsstücke, Schuhe, Utensilien aller Art.

Viele dieser Objekte bleiben genauso wie die Kunst der Nachwelt erhalten. Nichtabbaubare Plastikteile enden in der Natur, wo sie Fossil-ähnlich Jahrhunderte überdauern. Die von den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen beeinflussen das Klima möglichweise über Jahrtausende. Nach dem Tod des Menschen wirkt seine ehemalige Präsenz lange nach. Der Mensch verschwindet nicht „wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand“, wie Michel Foucault schrieb. Er hat sich der Erde bereits tief eingeschrieben. Weiterlesen

Kinder weniger draussen als Gefangene

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So was, was ist denn das? Die natürliche Umwelt ist vielen Kindern fremd.

„Every prisoner who is not employed in outdoor work shall have at least one hour of suitable exercise in the open air daily if the weather permits.“ So lauten die Uno-Regeln: Mindestens eine Stunde lang sollen sich Gefangene täglich an der frischen Luft die Beine vertreten dürfen.

Damit übertreffen sie manche freie Kinder. Eine Umfrage hat nämlich ergeben, dass in Grossbritannien fast ein Drittel der 5- bis 12-Jährigen eine halbe Stunde oder weniger Zeit pro Tag draussen verbringen. Und 20 Prozent spielen kaum je unter freiem Himmel. Weiterlesen

Park statt Museum

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Am Heimplatz in Zürich entsteht ein neues Kunsthaus. Andere hätten hier lieber Bäume gesehen. (Bild: Markus Hofmann)

Es ist eine der besten Lage in der Stadt Zürich. Der Heimplatz. Hier sind derzeit die Baumaschinen aufgefahren. Der Stararchitekt David Chipperfield und sein Team setzen hier, so hofft es die Stadt, ein neues Wahrzeichen, die Erweiterung des Kunsthauses Zürich. Ein schöner Bau, wie die Baupläne verraten, und ein Bau, den die Kunst und Zürich verdient haben. Dennoch: Wäre es nicht noch schöner gewesen, hier einen Park anzulegen? Einen kleinen Central Park à la Zürich? (Den Erweiterungsbau hätte man am Stadtrand bauen können, womit man die Peripherie aufgewertet hätte.)

Ich wüsste auch einen Starparkgestalter, der in seinem Fach einen genauso guten Ruf geniesst wie Chipperfield in seinem: Gilles Clément. Weiterlesen