Alaska-Schmetterling als Klimazeiger

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Oenis tanana: seit 28 Jahren die erste neuentdeckte Schmetterlingsart Alaskas.

Die Entdeckung einer neuen Insektenart schreckt kaum jemanden auf. Jährlich verlängert sich die Liste der neu bestimmten Arten. Meistens stösst man in tropischen Gebieten auf bisher unbekannte Käfer, Ameisen oder Wespen. Selten sind Neuentdeckungen hingegen in den kalten Gefilden. Und noch seltener in der Arktis.

Doch nun gibt es Neues von dort zu vermelden. Es sieht ganz danach aus, als sei es Lepidopterologen gelungen, in Alaska eine neue Schmetterlingsart zu bestimmen (Studie in „The Journal of Research on the Lepidoptera“). Noch ist die Forschung nicht ganz abgeschlossen, doch die Chancen sind intakt, dass Oenis tanana (engl. Tanana Arctic), nicht nur eine neue Schmetterlingsunterart, sondern wirklich eine neue Art ist. Es wäre der erste Schmetterlingsfund in Alaska seit 28 Jahren. Und möglicherweise ist O. tanana die einzige endemische Schmetterlingsart Alaskas.

Wobei: Ein richtiger Fund ist O. tanana gar nicht. Der Schmetterling flatterte den Forschern schon länger um die Nase. Doch erst als einer von ihnen in einer Schmetterlingssammlung im weit entfernten Florida genauer hinschaute, bemerkte er, dass das aufgespiesste Exemplar vor ihm Merkmale aufwies, die es von bekannten Schmetterlingsarten unterschied.

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Tanana-Yukon River Basin. (http://agdc.usgs.gov/data/usgs/water/yukon.html)

O. tanana ist wohl ein Hybride, der aus der Verbindung zweier verwandter Schmetterlingsarten hervorging, die sich vor der letzten Eiszeit gefunden hatten. O. tanana lebt in den Wäldern des Tanana-Yukon River Basins, eines Gebiets, das in der Eiszeit vor 14’000 bis 28’000 Jahren in grossen Teilen eisfrei war. Dort konnten Tiere und Pflanzen überleben, die vom Eis zurückgedrängt worden waren – darunter auch Schmetterlinge, die dank eines körpereigenen Frostschutzmittels den harschen Bedingungen dieser Region gewachsen sind.

Der Alaska-Schmetterling könnte nun als Indikator für den Klimawandel Bedeutung erlangen. O. tanana lebt allem Anschein nach seit Tausenden von Jahren im Tanana-Yukon River Basin. Verschwindet er von dort, wäre dies ein – weiterer – deutlicher Hinweis auf ein verändertes Klima.

© Markus Hofmann

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