
Städte – gerade in der Schweiz – zeigen sich gerne herausgeputzt. Da werden Blumenrabatten fein säuberlich wie Soldaten auf dem Exerzierplatz aufgereiht, Bäume gestutzt und Rasen regelmässig kurz geschnitten. Dabei täte auch in Städten etwas mehr Unordnung der Biodiversität gut.
Das zeigt einmal mehr eine neue Studie von Wissenschaftlern der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Dafür haben die Forscher die Tierwelt der Stadt Zürich sehr genau untersucht. An 251 Stellen haben sie ingesamt 1446 Arten aus 12 taxonomischen Gruppen erfasst, darunter Bienen, Käfer, Vögel, Schwebfliegen, Tausendfüsser, Netzflügler, Schnecken, Spinnen und Wespen.
Auf denjenigen grünen Flächen, auf denen der umtriebige Stadtmensch nicht gross eingreift, ist das Artenreichtum am grössten, also zum Beispiel auf Wiesen und Ruderalflächen, die nicht allzu häufig gemäht und gepflegt werden. In der Stadt Zürich halten sich die stark und weniger stark gepflegten Flecken in etwa die Waage, was der Anteil an der Gesamtfläche betrifft (20 bzw. 18 Prozent). Was gleichzeitig bedeutet: Das Potenzial, um die Biodiversität weiter zu fördern, ist beträchtlich. Ein Förderprogramm dazu ist in Zürich bereits am Laufen.
Auch wenn die weniger unterhaltenen Flächen am artenreichsten sind, so stellten die Forscher bemerkenswerte Unterschiede bei der taxonomischen Verteilung fest. Reich an Tausendfüsser- und Schneckenarten sind zum Beispiel die Gärten. Und besonders viele Wespen finden sich ebenfalls in Gärten und erstaunlicherweise auch gerade dort, wo der Mensch stark eingreift.
Unbestritten ist, dass Städte wichtige Biodiversitäts-Hotspots sind. Im Naturschutz sind sie also genauso zu beachten wie Gebiete im ländlichen Raum.
© Markus Hofmann