
Leonard DiCaprio ist nicht nur ein preisgekrönter Filmstar. Er ist auch ein Friedensbotschafter der Uno, der sich in dieser Funktion besonders des Klimawandels annehmen soll. Ein Produkt seines Tuns auf internationaler politischer Ebene ist gerade erschienen. Im Dokumentarfilm „Before The Flood“ reist er auf der Suche nach Lösungen für den Klimawandel rund um die Erde. Der Film steht im Internet für eine Woche gratis zur Verfügung.
Als Prominenter der höchsten Preisklasse sowie Uno-Botschafter hat DiCaprio Zugang zu den Mächtigsten dieser Welt. Dieses Privileg nutzt DiCaprio. Anders als etwa im Film „Tomorrow“ interessiert DiCaprio weniger, was die Menschen in ihrem Alltag wirklich tun, um den Umweltverschlechterungen etwas entgegenzusetzen. Er holt vielmehr die Meinungen von Elon Musk, John Kerry, Obama oder dem Papst ab. Und klar: Er widerspricht diesen nicht.
Den stärksten Moment hat der Dokumentarfilm dort, wo DiCaprio der indischen Umweltaktivistin Sunita Narain gegenübersitzt und ihm diese vorhält, dass nicht Indien das Problem darstelle, wo 300 Millionen Menschen noch nicht einmal über einen Zugang zu regelmässiger Energieversorgung verfügten. Das Problem seien vielmehr die USA, die einen viel zu verschwenderischen Lebenswandel und Konsum pflegten. DiCaprio gibt ihr, leicht verlegen, recht. Doch er meint auch, an diesem Lebenswandel werde sich wohl so rasch nichts ändern.
DiCaprio, der sich schon lange für den Umweltschutz einsetzt, ist – und das macht ihn sympathisch – kein Optimist, der mit Hollywood-Lächeln um die Welt reist. So meint er zu Beginn des Films, als ihn der Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon zum Friedensbotschafter ernennt, er sei eigentlich der „falsche Kerl“ dafür. Zum einen sei er Pessimist, zum anderen sei er kein Wissenschafter und verstehe vom Klimawandel zu wenig. Mit der Arbeit an „Before The Flood“ (der Titel spielt auf den „Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch an), die drei Jahre in Anspruch nahm, wollte DiCaprio nicht nur einen aufklärerischen Film ins Kino bringen, sondern auch seine eigenen Wissenslücken füllen.

In „Before The Flood“ spielen auch die sogenannten Klimaskeptiker eine Rolle, denen in den USA politisch eine viel bedeutendere Rolle zukommt als in Europa. Schade ist, dass DiCaprio nur über die „Klimaskeptiker“ spricht und nicht mit ihnen. Eine Begegnung zwischen DiCaprio und dem republikanischen Senator Jim Inhofe, dem politischen Aushängeschild der „Klimaskeptiker“, hätte das Denken der Gegenseite möglicherweise besser entlarven können, als die korrekten, aber etwas schulmeisterlichen Ausführungen über die Verstrickungen von (Öl-)Industrie und Politik in den USA.
Insgesamt ist „Before The Flood“ ein unterhaltsamer Film, der Bekanntes gefällig und nachvollziehbar aufbereitet. Den Erfolg, den Al Gore mit „An Inconvenient Truth“ hatte, wird ihm aber wohl nicht vergönnt sein. Anders als Gore wird DiCaprio dafür keinen Oscar gewinnen.
© Markus Hofmann