Eine wilde Schweiz (fast) ohne Menschen: Ein einzigartiger Dokumentarfilm über den Luchs

Rund 250 Luchse leben in der Schweiz, 75 im Jura und ca. 180 in den Alpen. (Bild: Pixabay)

Sechs Rollen nehmen die Menschen im Dokumentarfilm „Luchs“ ein, der nun in den Schweizer Kinos läuft. Die Menschen tauchen nur am Rande auf. Doch drei der Rollen bringen dem Luchs den Tod.

Da ist der Wilderer, der einen Luchs erschiesst.

Da ist der Autofahrer, der einen Luchs überfährt.

Da sind die Bewohner – wir alle – von Siedlungen, die sich immer weiter ausdehnen und den Lebensraum des Luchses zerstören.

Sie gefährden damit eine Erfolgsgeschichte. 1904 hatte man für lange Zeit den letzten wilden Luchs in der Schweiz gesehen. Dann war er ausgerottet.

Die Aufforstung der Wälder schuf die Grundlage für eine Wiederansiedlung. Hier tritt die vierte menschliche Rolle auf die Bühne: die Förster. Sie pflegen einen Plenterwald, der dem Luchs zugute kommt.

Die Wiederansiedlung des Luchses in der Schweiz erfolgte ab den 1970er Jahren, zuerst in den Alpen, dann im Jura. Heute leben rund 250 Luchse in der Schweiz.

Der Luchs ist ein sehr scheues Tier. Vor Jahren war ich mit einem Luchsforscher einen Tag lang unterwegs. Er konnte besenderte Luchse aufspüren. Doch wir hatten keine Chance, die Tiere zu sehen.

Dem Dokumentarfilmer Laurent Geslin (die fünfte menschliche Rolle) ist es dank Geduld und Können gelungen, über Jahre hinweg Luchse im Jura zu beobachten, zu fotografieren und filmen. In seinem fantastischen Film zeigt er sie im Verbund mit anderen Tieren, zuvorderst seinen Beutetieren, den Gämsen und Rehen. Dann aber auch mit Kolkraben, Füchsen und Wildkatzen, die von seinen Rissen profitieren.

Das Beobachten und Filmen von Haselhühnern, Wanderfalken, Rotmilanen, Eichelhähern, Waldohreulen, Hermelinen, Dachsen und vielen weiteren Tieren des Waldes entschädigt Geslin für das vergebliche Warten auf den Luchs.

Der Bestand der Luchse in der Schweiz ist fragil. Neben der Wilderei, dem Verkehr und dem Lebensraumverlust macht ihm die Inzucht zu schaffen. Gerade im Jura ist der genetische Austausch unter den Tieren zu gering. Die dortigen Luchse sind von anderen Populationen in den Alpen getrennt. Ein natürlicher Austausch findet nicht statt.

Deshalb – Auftritt der menschlichen Rolle Nummer 6 – fangen Biologinnen und Biologen Luchse ein und bringen sie in andere Populationen. So soll Inzucht vermieden werden.

Allerdings, und das zeigt Geslin eindrücklich, reisst man damit ein Tier aus seiner vertrauten Umwelt. Zum Nutzen der Art insgesamt: damit der Luchs in der Schweiz weiterhin eine Zukunft hat.

© Markus Hofmann

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