Katzen töten 30 Millionen Vögel in der Schweiz – pro Jahr

Vielen Menschen eine Freude, vielen Vögeln gar nicht: Hauskatzen in freier Wildbahn. (Bild: mizekieze/Pixapay)

Die Katze ist aus dem Sack. Nun gibt es eine offizielle Schätzung, wie viele Vögel in der Schweiz jährlich in den Fängen von Hauskatzen enden. Es sind 30 Millionen.

Dies ist einer Antwort des Bundesrates auf eine Frage des grünliberalen Nationalrats François Pointet zu entnehmen. Bei über 1.7 Millionen Katzen (Tendenz weiterhin steigend), die in der Schweiz leben, ist diese hohe Zahl nicht völlig überraschend. Eine oft zitierte Studie kam 2013 zum Schluss, dass Hauskatzen in den USA jährlich 1.3 bis 4 Milliarden Vögel töten.

Auch wenn dies viel Katzen-Liebhaber nicht gerne hören: Hauskatzen gehören zu den schlimmsten invasiven Arten weltweit. (Wenn man den Menschen einmal von dieser Liste ausnimmt.)

Der Politiker Pointet wollte eigentlich wissen, wie viele Vögel in die Schredder von Windkraftanlagen geraten. Denn hier entzündet sich immer wieder ein Streit zwischen Natur- und Klimaschützern, der in den nächsten Jahren wegen der Energiewende weiter eskalieren könnte. Was den tödlichen Einfluss der Windkraftanlagen betrifft, verweist der Bundesrat auf eine Studie der Schweizerischen Vogelwarte. Diese ermittelte eine Todesrate von 20.7 Vögel pro Jahr und Windenergieanlage. Bei gegenwärtig 42 solcher Anlagen, die in der Schweiz bei genügend Wind ihre Rotoren drehen, entspricht dies also rund 870 sogenannten Schlagopfern.

Das ist wenig im Vergleich zu den anderen Todesursachen. (Weil es bisher halt auch erst wenige Windkraftanlagen in der Schweiz gibt. Anders sieht es zum Beispiel in Deutschland aus.) Der Bundesrat betont, dass es keine Studien gebe zur Gesamtzahl der Todesopfer aufgeschlüsselt nach Ursachen. Daher seien lediglich grobe Schätzungen möglich.

Gestützt auf das Bundesamt für Energie geht die Schweizer Regierung davon aus, dass pro Jahr rund 35 Millionen Vögel getötet würden: 30 Millionen durch Hauskatzen, rund 5 Millionen würden mit Glas(fassaden) kollidieren, und eine Million findet den Tod im Verkehr.

Viele dieser Tode sind unnötig. Glassfassaden gehören entweder verboten oder so gestaltet, dass sie Vögel nicht gefährden. Und Hauskatzen gehören – eigentlich ganz einfach: nicht nach draussen. Für die Vögel (und viele andere Wildtiere wie etwa Eidechsen) ist es am besten, wenn Stubentiger genau dort bleiben: in der Stube.

© Markus Hofmann

11 Gedanken zu “Katzen töten 30 Millionen Vögel in der Schweiz – pro Jahr

  1. Auf welche wissenschaftlichen Grundlage bzw. Erhebungsmethode stützt sich die Zahl: 30 Mio? Ich lese nur Schätzungen oder „man geht davon aus“. Der Artikel ist leider nicht mehr als Kaffeesatzleserei.

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  2. Es gibt Untersuchungen zum Thema, siehe Ornis 6/19. Auch empirische Erhebungen zeigen, dass der Prozentsatz der durch Katzen getöteten Vögel wohl weit tiefer liegt als hier (bzw. vom Bundesamt) angegeben, nämlich bei 15 bis 25% (was aus dem gleichen Artikel hervorgeht). Selbst bei einer grossen Dunkelziffer dürfte die Zahl von 85% wohl deutlich unterschritten bleiben. Die Katze sodann als invasive Art zu bezeichnen, ist ein grotesker Missbrauch des Begriffs. Katzen sind in Europa seit spätestens dem Miozän heimisch (vgl. Flannery Tim, Europa Die ersten 100 Millionen Jahre, Kap. 16, Ein miozänes Bestiarium). Wenn Katzen invasiv sind, dann ist es wohl unsere halbe Fauna oder mehr.

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    1. Die Hauskatze wird in der Wissenschaft durchaus als „invasiv“ bezeichnet. So z.B. in Madeleine Geiger et. al.: „As an invasive predator in most parts of the world, the domestic cat (Felis catus) has been shown to pose a substantial threat to wildlife, in particular on geographically isolated islands and continents, including Australia.“ (https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fevo.2022.850442/full) Die Invasivität bezieht sich vor allem auf Gebiete, in denen Hauskatzen bisher nicht vorkamen (z.B. Inseln). Doch vertreten wird eben auch die Ansicht, dass die Hauskatze in jedem Gebiet, in dem sie auftritt, als invasive Art einzustufen ist (siehe z.B. „Einfluss von Hauskatzen auf die Biodiversität“ mit weiteren Verweisen https://boku.ac.at/fileadmin/data/H03000/H83000/H83200/Publikationen/BOKU-Berichte/BOKU_Berichte_zur_Wildtierforschung_25.pdf). Polen hat dies nun getan: „Die Kriterien für die Aufnahme der Katze in die Gruppe der gebietsfremden invasiven Arten werden von der Katze zu 100 % erfüllt“ (https://de.euronews.com/green/2022/07/27/besitzer-verargert-polen-stuft-katzen-als-invasive-fremde-art-ein)

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