
Auch ein missglücktes Unterfangen kann zu einem erfreulichen Ergebnis führen. Eigentlich wollte der Bündner Naturfotograf Peter Dettling 2013 für das Schweizer Fernsehen das Leben einer Wolfsfamilie am Calanda dokumentieren. Doch wer Wölfe in der Wildnis beobachten will, braucht nicht nur viel Glück, sondern auch viel Geduld. Das weiss auch Dettling, der sich auf das Fotografieren von Wölfen spezialisiert hat (allerdings nicht in der Schweiz, sondern in Kanada, seiner zweiten Heimat).
Wenig überraschend scheiterte daher der zehntägige Ausflug mit dem Schweizer Fernsehen in die Berge bei Chur. Doch Dettling wollte den Calanda noch nicht verlassen. Und es lohnte sich: Kaum war das Filmteam abgereist, vernahm Dettling das Geheul junger Wölfe.
Nun zog ihn einstweilen nichts mehr nach Kanada zurück. Er wollte der Wolfsfamilie in der Nähe Churs auf die Spur kommen.
Das Zeugnis dieser Spurensuche hat Dettling nun veröffentlicht – und zwar als Dokumentarfilm-Serie: „Einmal um die Sonne mit den Calanda Wölfen“. Dem Laufe eines Jahres folgend lädt Dettling Woche für Woche die Resultate seiner Recherche als Video hoch (Preis: 26 Franken auf Vimeo, Trailer hier).
In den ersten Beiträgen wirft er einen Blick zurück in die Geschichte der Wolfsbesiedlung in der Schweiz, von der Ausrottung bis zur Rückkehr. Jetzt, mit dem Beginn des Frühlings, steigt er in das Leben der Wölfe ein. Noch sind erst Spuren der Wölfe zu sehen. Ein Rudel von 10 Wölfen muss über ein Schneefeld gerannt sein, und von einem Gems-Riss findet Dettling lediglich Haare und ein paar Knochen.
Dettling ist die Begeisterung anzuspüren: Er ist ein glühender Befürworter der Wolfs-Rückkehr. Und er kann dies auch begründen, wandelt sich doch mit den Wölfen das Ökosystem zum Besseren. Die Wolfsgegner, die er an Podiumsdiskussionen in Graubünden filmt, finden seine Sympathien nicht (siehe die Umweltnotiz „Der Wolf hat seinen Exotenbonus verloren. Und das ist sein Problem“). Dettling ist überzeugt, dass sich Mensch und Wolf auch in der Schweiz vertragen können. Seine Dokumentation soll ein möglichst konfliktfreies Nebeneinander unterstützen.
Das Schweizer Fernsehen hat Dettling mehrmals auf der Fotopirsch begleitet, hier in einem Dokumentarfilm von 2016.
© Markus Hofmann
Die Jägerschaft schiesst hier bei uns lieber selbst auf Wildschweine, Waschbären und Nutrias, statt endlich einzusehen, dass der Wolf auch ein Helfer sein kann bei der Regulierung all derer, von denen immer laut getönt wird, sie hätten „keine natürlichen Feinde“.
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