Als die Bilder voller Vögel waren

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Roelant Savery: Turmruine am Vogelweiher (1618).

In Dresden, in der Kunsthalle im Lipsiusbau, kann man derzeit die Entdeckung der Landschaft erleben. Im 16. und 17. Jahrhundert schufen flämische Maler idealisierte Panoramen der Welt, die unser Landschaftsbild bis heute prägen. Nach und nach füllte damals auch die Natur die Bilder. Es war die Zeit der Entdeckungen, die exakten Naturwissenschaften entstanden, die Zoologie verlangte eine genaue Betrachtung der Tiere und Pflanzen von nah und fern.

Und so bevölkern Tiere aus  Europa und Übersee die Landschaften. Vor allem auch Vögel werden oft naturgetreu ins Bild gesetzt: Spechte, Eichelhäher, Schwäne, Enten, Kraniche, Papageigen, Paradiesvögel. Ein ornithologisches Panoptikum.

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Jan Breughel der Jüngere und Nachahmer: Paradieslandschaft mit der Erschaffung der Tiere.
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Roelant Savery: Vor der Sintflut (1620)
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Roelant Savary: Das Paradies (1626)

Die Fülle wird kontrastiert durch eine Videoarbeit des belgischen Künstlers David Claerbout von 2013: „Travel“. Es ist eine 12-minütige Fahrt durch einen digital erzeugten Wald. (Das Ende des Films sei nicht verraten.) „Travel“ ist eine Meditation über unsere idealisierten Vorstellungen von Landschaft. Doch im Gegensatz zu den von Leben überschwemmten flämischen Gemälden fehlt hier etwas: die Tiere. Kein Vogel fliegt durchs Bild. Es herrscht ein stummer Sommer. „Travel“ ist die schrecklich schöne Vision einer Natur ohne Tiere.

Travel installed at Gallery Yvon Lambert, Paris, 2013 from Claerbout Studio on Vimeo.

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