Ökologisch intakte Gebiete sind auf 3 Prozent der Landoberfläche geschrumpft – Wiederansiedlung von Tieren als Lösung

Wo es noch ökologisch intakte Gebiete gibt: Alaska. (Bild: David Mark/Pixabay)

Auf den ersten Blick sieht es gar nicht so schlecht aus: Immerhin 20 bis 40 Prozent der Erdoberfläche stehen unter lediglich leichtem menschlichen Einfluss.

Aber eben: auf den ersten Blick. Und dieser Blick ist – logischerweise – ein sehr menschlicher. Er ist auf das Mass des menschlichen Fussabdrucks gerichtet. Eine durchaus bewährte Methode, um die Naturnähe einer Region zu erfassen.

Doch kehrt man die Sache um, und schaut, wo es denn noch Gebiete gibt, die ökologisch gesehen intakt sind, schrumpfen die Resultate deutlich.

Ein Gruppe von Wissenschaftern hat genau dies getan. Ihre Studie ist vor ein paar Tagen erschienen. Und das Ergebnis ist erschütternd: Nur knapp 3 Prozent der Erdoberfläche können noch als ökologisch intakt bezeichnet werden. (Die Antarktis ist bei dieser Untersuchung nicht mit einbezogen worden.)

Klar, die Wissenschafter:innen haben ein vergleichsweise strenges Mass angelegt. Aber nur das ergibt Sinn, wenn man wissen will, wie es wirklich um den Planeten steht.

Eine einheitliche Definition, was „ökologisch intakt“ heisst, gibt es nicht. Die Studienautor:innen haben sich an den „Global Standard for the Identification of Key Biodiversity Areas“ der IUCN angelehnt. Dort spielt u.a. die ökologische Integrität (Kriterium C) eine bedeutende Rolle:

A condition that supports intact species assemblages and ecological processes in their natural state, relative to an appropriate historical benchmark, and characterised by contiguous natural habitat with minimal direct industrial anthropogenic disturbance.

Eine ökologisch intakte Gemeinschaft wird dann wie folgt beschrieben:

An ecological community having the complete complement of species known or expected to occur in a particular site or ecosystem, relative to a regionally appropriate historical benchmark, which will often correspond to pre-industrial times.

Solche Gemeinschaften sollten zumindest ein Gebiet von 10’000 km2 umfassen.

Die Studie kommt zum Schluss, dass lediglich 2,9 Prozent der Landfläche als für die Fauna intakt bezeichnet werden können.

Die Fragmente ökologisch intakter Gebiete befinden sich vor allem in Ostsibirien, Nordkanada, Alaska, im Amazonasbecken, in der Sahara und im Kongobecken. Lediglich ein kleiner Teil davon steht unter Schutz (11 Prozent). Es sind vor allem indigene Völker, die massgeblich dazu beitragen, die ökologische Integrität zu bewahren.

Wie verbessert und vergrössert man nun diese Bruchstücke intakter Natur?

Die Studienautor:innen setzen auf die Wiederansiedlung verschiedener Tierarten wie zum Beispiel den Waldelefanten im Kongobecken. Mit der Wiederansiedlung von 1 bis 5 Tierarten liessen sich wieder bis zu 20 Prozent der Erdoberfläche zu ökologisch intakten Gebieten restaurieren, schlussfolgern die Wissenschafter:innen.

©Markus Hofmann

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