
Kennerinnen und Kenner von Mücken, Flechten, Schnecken, Pilzen, Moosen, Käfern, Vögeln, Säugetieren, Endomykorrhiza, Muscheln, Schalenamöben, Pflanzen und vielem mehr trafen sich im Sommer vor sechs Jahren auf dem Furkapass. Sie hatten ein Ziel: während vier Tagen möglichst viele Arten bestimmen. Die 47 Experten untersuchten vom 23. bis 26. Juli 2012 die Biodiversität in rund 2400 Meter Höhe über Meer akribisch.
Und einmal mehr kommt man ins Staunen: Wenn man ganz genau hinschaut, tut sich eine unglaubliche Fülle auf, auch in einer Region, die auf den ersten Blick lebensfeindlich erscheint.
Die Spezialisten fand über 2000 Arten, darunter auch einige, die in der Schweiz oder überhaupt noch nicht bekannt waren. Nun sind die Ergebnisse zusammengefasst in einer Broschüre der Alpinen Forschungs- und Ausbildungsstation Furka erschienen.
21 Flächen in der Grösse von 400 bis 600 Quadratmetern wurden auf dem Furkapass ausgeschieden. Sie decken ein möglichst breites Spektrum an Habitatstypen ab – vom Gletschervorfeld, über Schneetälchen, Flachmoore und Krummseggenrasen bis zu nährstoffreichen alpinen Wiesen.
Insgesamt elf Lebensraumtypen suchten die Expertinnen und Experten dann nach ihren „Lieblingen“ ab. Und da diese Flächen genau definiert wurden, können sie in Zukunft wiederum erforscht und die Resultate miteinander verglichen werden.
186 Blütenpflanzenarten, 49 Moose, 313 Pilzarten, 215 Kieselalgen, 300 Fliegen- und Mückenarten – die Aufzählung könnte noch lange weitergeführt werden. Begeistert waren insbesondere die Lichenologen: Fast 300 Flechtenarten konnten sie bestimmen. Und auf den Gipfelgraten des Kleinen Furkahorns auf bis zu 3000 Meter über Meer fanden sie ihr Eldorado: „eine nicht enden wollende Vielfalt an charakteristischen Arten“, schreiben sie.
Auch die Ornithologen waren angetan: Denn immerhin lebt hier am Hotel Furkablick die wohl höchstgelegene Mehlschwalben-Kolonie in Europa (2440 Meter). Dokumentiert ist die Kolonie seit 1962, doch sie ist wohl einige Jahre älter. Kälteeinbrüche fordern jeden Sommer ihre Opfer unter den Mehlschwalben. Dennoch kommen sie jeden Frühling aus der Sahara hierher zurück.
Neben den Mehlschwalben wurden noch 13 weitere Vogelarten beobachtet. Ein Schwarzstorch zog ausserhalb des Untersuchungsgebietes vorbei – und durfte daher nicht für die Studie gezählt werden.
© Markus Hofmann