
Da ist grosse Kunst (fast) zur Nebensache geworden. Angezogen von einem prägenden Künstler des letzten Jahrhunderts, entdecke ich eine prächtige ornithologische Sammlung mitten in den Alpen.
Das Bergell, das südliche Bündner Tal, feiert derzeit einer seiner grossen Künstler. Vor 50 Jahren starb Alberto Giacometti, der 1901 in Borgonovo zur Welt gekommen war. Höhepunkt der Ausstellung zum Gedenkjahr ist das Atelier Giacomettis in Stampa, das sich erstmals öffentlich besichtigen lässt. Und selbstverständlich werden Werke von Giacometti gezeigt, vor allem solche, die im Bergell entstanden sind. Wer Giacometti mag, ist von den Porträts, Stillleben und Landschaftsbildern im Museo Ciäsa Granda in Stampa mehr als angetan.
Das Museo Ciäsa Granda ist aber mehr als ein Kunstmuseum. Es ist auch das Bergeller Talmuseum, das Geschichte und altes Handwerk dokumentiert und über eine beachtliche geologische Abteilung verfügt. Natürlich dürfen auch Wolf und Bär nicht fehlen. Vor allem aber bietet das Museum eine überraschend umfangreiche ornithologische Sammlung. Nicht nur die einheimischen Vogelarten finden sich in rund 50 Dioramen präsentiert. Auch etliche „ausserbergellische“ Arten wie Grossmöwen und Limikolen sind zu sehen.
Zu verdanken ist das ornithologische Juwel dem ehemaligen und langjährigen Kurator Remo Maurizio. Er gehört zu den besten Kennern der Bergeller Flora und Fauna. Zusammen mit Hermann Mattes und Wolfram Bürkli hat er das einschlägige Standardwerk zur Vogelwelt im Oberengadin, Bergell und Puschlav verfasst (Schweizerische Vogelwarte, Sempach 2005). Seine Kleinsäugersammlung und sein Herbar hat er dem Bündner Naturmusuem in Chur übergeben. Ausgezeichnet wurde der Sekundarlehrer, Forscher und Museumsleiter 2007 mit dem Bündner Kulturpreis sowie bereits 1973 mit einem Ehrendoktor der Universität Basel. Im Museo Ciäsa Granda hat Maurizio Kunst und Natur auf charmante Weise vereint.







© Markus Hofmann