
Es leuchtet ein: Küstenbewohnende Lebewesen halten sich üblicherweise nicht auf dem offenen Meer auf – sondern eben an der Küste. Doch dies beginnt sich gerade zu ändern, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer in „Natur Ecology & Evolution“ erschienen Studie berichten.
Der von den Menschen ins Meer beförderte Plastikabfall macht es möglich. Auf 150 Millionen Tonnen wird der Plastikmüll geschätzt. Riesige Müllstrudel treiben auf den Meeren. Ein grosser Teil der Abfälle stammt aus der Fischerei.
Die Forscher nahmen 2018 und 2019 Proben aus einem Müllstrudel des Nordpazifik, dem „North Pacific Subtropical Gyre“, Tausende von Kilometern von der nächsten Küste entfernt.
Auf dem Abfall haben nicht nur Hochsee-, sondern auch Küstenarten einen Lebensraum gefunden.
Von den 46 Arten der gesammelten Proben waren 80 Prozent Küstenbewohner. Am häufigsten wurden Moostierchen gezählt, gefolgt von Gliederfüssern (darunter Krebse) und Nesseltieren (etwa Seeanemonen).
Am wohlsten fühlen sich die Küstenlebewesen auf den Abfällen von Fischernetzen, während es den Hochseearten Plastikkisten angetan haben. Insgesamt am meisten Arten finden sich auf Seilen.
Und einige der Tiere pflanzen sich auf dem Müll auch fort, wie die Studienautoren schreiben. Möglicherweise etabliere sich damit eine „neuartige neopelagische Lebensgemeinschaft“: Die vom Menschen geschaffene „Plastisphäre“ biete küstenbewohnenden Arten die Möglichkeit, sich über den angestammten Lebensraum hinaus auszubreiten.
© Markus Hofmann