Fremde Gegenstände im Nest halten Elstern fern. Denn diese mögen Unbekanntes gar nicht.

Klug und vorsichtig: Elster. (Bild: Markus Hofmann)

Krähenvögel wie Kolkraben oder Elstern gehören zu den klügsten Tieren. Mit der Cleverness geht eine weitere Eigenschaft einher: Vorsicht. Wenn Krähenvögel etwas nicht mögen, dann ist es das Neue und Unbekannte.

Sie sind neophob. Sie haben Angst vor dem Neuen.

Neophobie hilft beim Überleben. Wer eine neue Lage oder eine neue mögliche Futterquelle zuerst sorgfältig prüft, bevor er sich in sie stürzt beziehungsweise hinunterschlingt, vermeidet potenziell tödliche Gefahren.

Möglicherweise machen sich die Beutetiere der Krähenvögel diese Neophobie zunutze, wie die beiden norwegischen Forscher Magne Husby und Tore Slagsvold in einem Experiment mit Elstern und Kolkraben zeigen konnten. Die Resultate haben sie in Royal Society Open Science veröffentlicht.

Gefürchtete Nesträuber

Genauso wie Elstern und Kolkraben Neuem abgeneigt sind, so sind sie dem Nachwuchs anderer Vogelarten zugeneigt: Als Nesträuber, die Eier und Küken fressen, sind sie gefürchtet.

Doch zeigt das auszuraubende Nest eine Anomalie wie einen glänzenden Teelöffel oder eine weisse Hühnerfeder, schrillen bei Elstern und Kolkraben alle Alarmglocken: Achtung, da ist was Neues, was nicht dorthin gehört!

Verwenden also Vögel beim Nestbau menschengemachte Gegenstände oder artfremde grosse Federn, hält dies die Krähenvögel davon ab, das Nest auszurauben – zumindest für eine gewisse Zeit.

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Hauskatzen machen sich über (fast) alles her, was vor ihre Schnauzen fällt – und verschmähen auch gefährdete Arten nicht

Weltweit über 2000 Arten stehen auf der Fressliste der Hauskatzen. (Bild Mabel Amber / Pixabay)

„Katzen töten 30 Millionen Vögel in der Schweiz – pro Jahr“. Diese Umweltnotiz hat bis heute bei meinen Leserinnen und Lesern sehr viel Interesse gefunden. (Vielen Dank dafür! Und bitte auch einen Blick auf diese weiterführende Umweltnotiz werfen.)

Das überrascht nicht. Die Vogeljagd der Hauskatzen „triggert“ Vogel- und Katzenfreunde gleichermassen – aus verschiedenen Motiven. Viele Katzenhalter hören nicht gerne, dass ihre Haustiere Jagd auf schöne Wildvögel machen. Und Ornithologen stossen immer wieder auf taube Ohren, wenn sie dazu raten, Hauskatzen eben genau dort zu lassen: im Haus – und sie nicht ins Freie zu lassen.

Eine der problematischsten invasiven Art der Welt

Es gibt etliche Studien zum Jagdverhalten der Hauskatzen. Allerdings sind alle verständlicherweise mit Unsicherheiten behaftet. Katzen in ihrem Jagdrevier über eine lange Zeit zu verfolgen, um über die Zusammensetzung ihrer Beute genau Bescheid zu wissen, ist kaum möglich. Die Studien müssen sich auf begründete Schätzungen abstützen.

Forscherinnen und Forscher haben sich nun diese Studien nochmals genau angeschaut, um herauszufinden, was denn die Hauskatzen alles fressen. In „Nature Communications“ kommen sie zum Schluss: Freilaufende Hauskatzen fressen 2084 verschiedene Arten. Davon sind knapp 17 Prozent in ihrem Bestand gefährdet. Auch diese Zahlen beruhen auf Schätzungen, allerdings konservativen, wie die Forscher betonen. Das Artenspektrum, an dem sich Katzen gütlich tun, wird also noch grösser sein.

Salopper gesagt: Katzen machen kaum vor etwas Fressbarem halt, sei es tot (auch Aas wird nicht verschmäht) oder lebendig. Oder in der Sprache der Forscher: Hauskatzen gehören zu den problematischsten invasiven Arten der Welt.

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Gefahr für bedrohte Seevögel: Mäuse töten auch adulte Albatrosse

Nicht nur die Fischerei oder Müll im Meer bedrohen den Tristan-Albatros, sondern auch Mäuse. (Bild: Michael Clark Stuff)

Es sind keine schönen Bilder: von Mäusen angefressene Albatrosse, die an ihren Wunden gestorben sind.

Dass sich vom Menschen eingeschleppte Hausmäuse auf abgelegenen Inseln über die Küken von Seevögeln hermachen, die schutzlos in ihren Nestern sitzen, ist keine neue Entdeckung (siehe die Umweltnotiz vom 2. Juli 2018). Doch die neuen grausigen Funde zeigen nun: Die 20 Gramm leichten Mäuse machen auch vor ausgewachsenen, grossen und kräftigen Albatrossen nicht halt.

Auf der Gough- und der Marion-Insel, die im südlichen Atlantischen beziehungsweise im Indischen Ozean liegen, fanden Forscherinnen und Forscher adulte Tristan-Albatrosse und Wanderalbatrosse, die von Mäusen gebissen und dann mit grosser Wahrscheinlichkeit den Verletzungen erlegen sind. Es ist dies der erste Nachweis, dass auch erwachsene Albatrosse von Mäusen (zumindest indirekt) getötet werden können, wie die Wissenschaftler in der Zeitschrift „Biological Invasions“ berichten.

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Verletzt und verlassen: Wie man mit versehrten Vögeln umgehen soll

Schmerzmittel und Ruhe: Ein Waldkauz in der „Intensivstation“ der Greifvogelstation Berg am Irchel, er hat wohl durch eine Kollision ein Traum erlitten. (Bild: Markus Hofmann)

Ende März ist es noch ruhig auf der Vogelpflegestation der Schweizerischen Vogelwarte Sempach im Kanton Luzern. Doch sobald die Brutsaison beginnt, füllen sich hier die Käfige und Volieren nach und nach. Zwischen Mai und August können schon einmal 300 bis 400 Pfleglinge zugleich vor Ort sein. Von Haussperlingen über Hausrotschwänze und Mauersegler bis hin zu Stockenten und Steinadlern: die Pflegestation in Sempach ist auf jede Vogelart vorbereitet.

Sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dann notwendig, um die Arbeit zu bewältigen. Und sie sind tagsüber fast pausenlos beschäftigt. „Vögel haben einen hohen Stoffwechsel und brauchen daher viel Nahrung. Einer von uns ist in solchen Zeiten nur mit Füttern beschäftigt. Das ist sozusagen Fliessbandarbeit“, sagt Vreni Mattmann, die Leiterin der Vogelpflegestation.

Auch dieser Mäusebussard, der auf der Pflegestation der Schweizerischen Vogelwarte verarztet wird, ist wohl ein Kollisionsopfer. (Bild: Markus Hofmann)

Derzeit sind erst wenige Patienten da: so zum Beispiel ein paar Strassentauben, zwei junge Türkentauben, ein Haussperling, eine Amsel sowie ein Mäusebussard. Der Greifvogel muss gerade verarztet werden. Er wurde vor ein paar Tagen benommen neben der Strasse gefunden und in die Pflegestation gebracht. Vielleicht ist er mit einem Auto kollidiert? Oft ist die Verletzungsursache nicht eindeutig festzustellen. Unter dem linken Flügel hat der Mäusebussard zudem eine Wunde.

Vreni Mattmann fasst den Mäusebussard mit sicherem Griff und legt ihn mit dem Rücken nach unten auf den Behandlungstisch. Der Mäusebussart wehrt sich nicht. Eine Kopfhaube, wie sie auch in der Falknerei üblich ist, nimmt ihm die Sicht. Die Dunkelheit beruhigt ihn. Die Tierärztin Prisca Mattmann versorgt die Wunde, desinfiziert sie und verschliesst sie mit einem Pflaster. Mit dem Heilungsprozess ist die Ärztin zufrieden, es wachsen bereits Federn nach. Sie hofft, dass der Mäusebussard bald wieder fit ist und in die Freiheit entlassen werden kann.

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Hühner, nichts als Hühner: Das Nutzgeflügel bringt in der Schweiz 15-mal mehr auf die Waage als die Wildvögel

15.000 Tonnen: So viel beträgt geschätzt die Biomasse der Hühner in der Schweiz. (Bild: Pixabay)

Vom Menschen gezüchtete Nutztiere haben die Wildtiere schon lange überflügelt.

Schaut man nur mal die Säugetiere an, so beträgt der Faktor 15: Die Biomasse der Schweine, Rinder, Schafe und aller anderen Säugern unter den Nutztieren ist weltweit fünfzehnmal grösser als diejenige der wilden Säugetiere.

Was das Grössenverhältnis betrifft, sieht es bei den Vögeln in der Schweiz ganz ähnlich aus. Dies haben Peter Knaus und Nicolas Strebel von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach ausgerechnet. Ihre Studie ist soeben im Ornithologischen Beobachter erschienen (Band 119, Heft 1, 2022; noch nicht online).

Wildvögel: 6 Prozent

So schätzen die beiden Ornithologen die Masse der Brutvögel (rund 20 Millionen Individuen) in der Schweiz auf 1100 Tonnen. Fast ein Drittel des Gewichts machen Ringeltaube, Amsel und Rabenkrähe aus. Demgegenüber steht das Nutzgeflügel mit rund 16.000 Tonnen (ca. 12,5 Millionen Individuen). 15.000 Tonnen gehen alleine zulasten der Hühner.

Anders ausgedrückt: Lediglich 6 Prozent der gesamten Vogelbiomasse in der Schweiz sind Wildvögel. Noch in den 1990er Jahren waren es immerhin 8 Prozent.

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Katzen töten 30 Millionen Vögel in der Schweiz – pro Jahr

Vielen Menschen eine Freude, vielen Vögeln gar nicht: Hauskatzen in freier Wildbahn. (Bild: mizekieze/Pixapay)

Die Katze ist aus dem Sack. Nun gibt es eine offizielle Schätzung, wie viele Vögel in der Schweiz jährlich in den Fängen von Hauskatzen enden. Es sind 30 Millionen.

Dies ist einer Antwort des Bundesrates auf eine Frage des grünliberalen Nationalrats François Pointet zu entnehmen. Bei über 1.7 Millionen Katzen (Tendenz weiterhin steigend), die in der Schweiz leben, ist diese hohe Zahl nicht völlig überraschend. Eine oft zitierte Studie kam 2013 zum Schluss, dass Hauskatzen in den USA jährlich 1.3 bis 4 Milliarden Vögel töten.

Auch wenn dies viel Katzen-Liebhaber nicht gerne hören: Hauskatzen gehören zu den schlimmsten invasiven Arten weltweit. (Wenn man den Menschen einmal von dieser Liste ausnimmt.)

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