Junge Silbermöwen: lieber frischen Fisch als Fastfood

Junge Silbermöwen haben klare Präferenzen, wenn es um das Fressen geht. (Bild: Pixabay)

Endlich wieder Möwen-Stoff. Möwen sind regelmässige Besucherinnen meiner Umweltnotizen (siehe etwa „Möwen schauen den Menschen genaus aufs Maul“, „Auch Möwen haben mal Wochenende: Die Vögel passen ihren Tagesablauf den Menschen an“, „Möwen, die die Stadt mehr lieben als das Meer“).

Nun ist es wieder soweit. Dieses Mal geht es um gefrässige Silbermöwenküken.

Mit den Eltern der Küken, den adulten (erwachsenen) Silbermöwen (Larus argentatus), kommt man etwa an den Küsten Grossbritanniens in Kontakt, wenn man seine soeben erstandenen „Fish and Chips“ am Strand mit Blick aufs Meer geniessen möchte. Diesen Genuss teilen die Silbermöwen noch so gerne und stehlen den unvorsichtigen Menschen die besten Stücke des frittierten Fisches – garniert mit Pommes. Grosse Scheu zeigen sie dabei nicht.

Kriegen die Silbermöwen allerdings Nachwuchs, scheinen sie sich wieder an „gesundes Essen“ zu erinnern. Denn ihre Küken füttern sie nicht mit menschengemachten Fastfood, sondern mit Nahrung aus dem Meer, mit Fischen und Muscheln. Möglicherweise weil diese mehr oder bessere Nährstoffe enthalten, die das Wachstum der Küken fördern.

Doch würden Silbermöwenküken von sich aus die natürliche Nahrung wählen, wenn sie sie nicht von ihren Eltern vorgesetzt bekämen? Oder würden sie doch lieber dem Fastfood den Vorzug geben?

Diese Fragen stellten sich Forscherinnen und Forscher der University of Exeter – und machten die Probe aufs Exempel. Ihre Ergebnisse sind soeben im PeerJ erschienen.

Als Versuchstiere dienten 27 Silbermöwenküken, die in Cornwall von Dächern aus Nestern gefallen und dann gerettet worden waren. Ihre ersten Lebenstage verbrachten die Möwenkinder also in städtischen und somit menschlich geprägten Gebieten – mit entsprechendem Nahrungsangebot. Die Forscherinnen und Forscher gingen daher davon aus, dass ihr Geschmack von anthropogener Nahrung geprägt sein könnte.

Brot ist „bäh“

Das Buffet der Küken bestand aus vier verschiedenen Menus: Fisch, Muscheln, Katzenfutter und Brot. Zwei Tendenzen zeigten sich sehr deutlich: Die Küken bevorzugen eindeutig Fisch. Er ist das beliebteste Mahl der Küken. Am wenigsten konnte sie sich für das Brot begeistern.

Auch Fisch und Muscheln wurden dem Katzenfutter und dem Brot vorgezogen – und Muscheln und Katzenfutter dem Brot. Allerdings nicht in einer signifikanten Art und Weise.

Klar aber ist: (Fast) nichts geht den Küken über ein Stück Fisch aus dem Meer. Und Brot ist „bäh“.

Der Geschmack der Küken wird also nicht durch Fastfood verdorben, wenn sie in einer Umgebung aufwachsen, in dem viel menschliche Nahrung vorhanden ist. Haben Silbermöwen beides zur Verfügung, Fisch und Muscheln aus dem Meer sowie Nahrung(sabfälle) der Menschen, so bevorzugen sie den „Seafood“.

Die Möwen wägen ab: Ist frischer Fisch nur schwer und mit vergleichsweise hohem Energieaufwand aufzutreiben (etwa weil die Fischbestände zurückgegangen sind), aber gleichzeitig menschliches Essen vorhanden, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei Letzterem zupicken.

Nach dem Fress-Versuch wurden die Kükien übrigens wieder in die Freiheit entlassen. Wo sie nun möglicherweise den Menschen den Appetit auf „Fish and Chips“ verderben.

© Markus Hofmann

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