Ein fauler Gärtner ist ein guter Gärtner

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Auch mal was wachsen lassen: Die Artenvielfalt in Zürcher Gärten ist erstaunlich hoch. (Bild: Markus Hofmann)

Wild wachsen in der Stadt Zürich rund 1200 verschiedene Pflanzenarten. Schaut man sich nur die Gärten an, kommt man auf 1070 Arten. Die Hälfte davon findet wegen ihrer Blütenpracht Eingang in die Gärten. 17 Prozent wachsen ohne menschlichen Einfluss, und 13 Prozent sind Nahrungspflanzen.

Diese Zahl erhoben Biologen im Rahmen des Forschungsprojekts BetterGardens. Damit sollen die ökologischen und sozialen Funktionen von Gärten erfasst werden. Erste Resultate des Projekts, das Ende dieses Jahres abgeschlossen sein soll, liegen bereits vor. Sie sollen dazu dienen, die Grünflächen in den Städten zu erhalten. Die WSL und das FiBL leiten die Forschungen. So zeigt sich nicht nur bei den Pflanzen, wie artenreich Stadtgärten sein können. Zwischen Juni und Augst wurden dort in Zürich über 1100 Wirbellose bestimmt. Der Artenreichtum hängt massgeblich davon ab, wie der Garten bestellt wird und in welchem Umfeld er sich befindet. Als Faustregel gilt: Je extensiver, desto besser. Und rund um den Garten nicht alles zubetonieren.

Wenig zu tun, bewirkt viel im Garten. Lässt man nur schon den Rasen (oder besser: die Wiese) etwas wachsen, statt sie wöchentlich (niederzu)mähen, erhöht sich die Zahl an Wirbellosen rasch (siehe das BBC-Video: http://www.bbc.co.uk/programmes/p05b4xsw/player).

Die Grösse des Gartens spielt nicht für alle Taxa ein bedeutende Rolle. Auch in kleinen Gärten können sich viele Arten wohl fühlen. Aus nachvollziehbaren Gründen kommen etwa Schnecken auch mit wenig Raum und einer ihnen genehmen Bodenart bestens aus. Für eine hohe Artendichte sind aber auch die langsamen Kriecher auf eine extensive Pflege des Gartens angewiesen. Anders sieht es zum Beispiel bei den Schwebefliegen aus. Sie benötigen in der Umgebung der Gärten Bäume und Hecken; ein Garten, der ringsum versiegelt ist, ist nicht ihr Ding.

Und wie kommt man nun zu möglichst vielen, extensiv bewirtschafteten Gärten in der Stadt? Auch dazu liefert BetterGardens erste Hinweise: Wenn Gärtner etwas nicht mögen, dann sind es Vorschriften. Sie wollen nicht vorgeschrieben bekommen, wie sie ihre Parzelle zu gestalten haben.

Das versteht man: Der Garten ist ein Ort, wo man seiner Gestaltungskraft freien Lauf lassen möchte. Doch genau dies könnte sich auf die Artenvielfalt negativ auswirken. Denn wie gesagt: Zu viel Aktivität ist der Artenvielfalt abträglich. Ein guter Gärtner, ist ein fauler Gärtner, der auch mal etwas wachsen lässt und nicht alles auf- und wegräumt.

 

 

 

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Ein Gedanke zu “Ein fauler Gärtner ist ein guter Gärtner

  1. Um all die Pflanzen im Rasen zu erkennen, muss man schon Botaniker sein. Und wer nicht gerade Anhanger des Zierrasens nach englischer Art ist, kann aus seiner Grunflache ein Biotop botanischer Vielfalt werden lassen. Geht ganz einfach: weniger mahen. Forscher der Uni Massachusetts haben in dem US-Staat 16 ganz normale Vorgarten untersucht. Wer nur alle 14 Tage den Rasenmaher anwirft, bietet Bienen und Schmetterlingen zweieinhalbmal mehr Bluten als bei einer wochentlichen Mahd, schreiben die Forscher im Fachjournal „Biological Conservation“. Danach waren faule Gartner gut fur die okologische Vielfalt. Ach. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem kostenlosen E-Mail-Newsletter der Chefredaktion! Zur Anmeldung »

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