Im Bann der Mauersegler: der Engländer Charles Foster mag sich ein Leben ohne die Flugkünstler nicht vorstellen

Ein Himmel voll schreiender Mauersegler: Inbegriff des Sommers. (Bild: Kev/Pixabay)

Den Dezember erträgt Charles Foster nur schwer. Seit fünf Monaten hat er zuhause keinen Mauersegler mehr gesehen hat. Und es wird nochmals mindestens so lange dauern, bis sie wieder aus ihrem Überwinterungsgebiet im südlichen Afrika zurückkehren und einige von ihnen im Dachstock von Fosters Haus in Oxford zu brüten beginnen.

Für jemanden wie Foster, für den ein Leben ohne Mauersegler eigentlich sinnlos ist, ist der Dezember eine Qual. Während sich seine Familie auf Weihnachten freut, fliegt er den Mauerseglern entgegen nach Mosambik. Allerdings vergeblich. Die Mauersegler lassen sich dort auch nicht blicken.

Wie können wir über Mauersegler sprechen?

Was Foster, Tierarzt und Anwalt, der in Oxford Ethik und Rechtsmedizin lehrt, genügend Gelegenheit gibt, nicht nur über die erstaunliche Lebensweise der Mauersegler, unser Verhältnis zu ihnen und der Natur überhaupt nachzudenken, sondern auch darüber, wie wir angemessen über Mauersegler sprechen können.

Denn dies ist eigentlich unmöglich: Nur der Mauersegler weiss, wie es ist, ein Mauersegler zu sein. Um uns wirklich in Mauersegler einfühlen zu können, helfen uns Menschen auch die vielen Studien und Daten über die faszinierenden Vögel nicht weiter, so Foster.

In gewissem Widerspruch dazu gelingt es Foster dann doch, ein sehr facettenreiches Porträt des Mauerseglers zu zeichnen. Er tut dies in einer höchst unterhaltsamen Mischung aus Reisereportage (Foster fliegt auf der Suche nach Mauerseglern nicht nur nach Mosambik, sondern auch nach Südeuropa und in den Nahen Osten), ornithologischen Fakten, Naturbeschreibungen und philosophischen Überlegungen.

„Der Ruf des Sommers“ ist eine Pflichtlektüre für alle Mauersegler-Liebhaber – und eine grosse Empfehlung für alle, die dies werden wollen. Die Mauersegler-freien Monate lassen sich mit ihr perfekt überbrücken.

Charles Foster: Der Ruf des Sommers. Das erstaunliche Leben der Mauersegler. Mit Illustrationen von Jonathan Pomroy. Piper Verlag, München 2023. 224 Seiten. € 22, CHF 24.

Weitere Buchbesprechungen bei den Flugbegleitern.

© Markus Hofmann

Ein Gedanke zu “Im Bann der Mauersegler: der Engländer Charles Foster mag sich ein Leben ohne die Flugkünstler nicht vorstellen

  1. Mauersegler sind faszininierend auch in dem Sinne, dass ich sie in meiner Kindheit in Norddeutschland nicht kannte. Bei uns gab es nur Rauchschwalben in den Ställen der Bauern und unter geeigneten Dachvorsprüngen. In Urlauben im Süden und beim Wohnen in München-Schwabing lernte ich sie kennen und ihr Geschrei zum Sommer gehörend empfinden. Nun wohne ich seit über zehn Jahren wieder in meinem norddeutschen Herkunftsort und die Mauersegler haben sich auch dort eingefunden und nisten, wo ihnen die Häuser hoch genug scheinen. Das ist seltsam, denn auf diese Weise sausen sie zwar in der Kleinstadt herum, aber bleiben nach wie vor den kleinen Dörfern und mit ihren weiter auseinanderliegenden Häusern fern.

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