
Das Volk von Basel-Stadt hat am 29. November 2020 gesprochen. Das sogenannte Hafenbecken 3 soll gebaut werden. 57 Prozent sagten Ja zu einem grossen Infrastrukturprojekt des Güterverkehrs, das einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten verspricht.
Doch dieser Bau wird ein einzigartiges Naturschutzgebiet der Region Basel zerstören. Ich besuchte damals den faszinierenden Flecken mitten im Industrie- und Siedlungsgebiet und schrieb dazu eine Umweltnotiz.
Im Streit um das Hafenbecken prallen zwei der grössten Herausforderungen unserer Zeit aufeinander: die Klima- und die Biodiversitätskrise. Hier ein Projekt, das die Güter vom Schiff auf die Bahn statt auf Lastwagen bringen soll, dort ein Gebiet, in dem sich auf einem ehemaligen Rangierbahnhof über Jahre ein Biotop für gefährdete Arten entwickeln konnte.
Dem Konflikt von Klima- und Naturschutz, der sich in Zukunft noch weiter verschärfen wird – man denke an den Bau von Windkraftwerken, Staumauern, Atomkraftwerken usw. – widmen Daniel Ballmer und Martin Schilt am Bespiel des „Hafenbecken 3“ einen Dokumentarfilm: „Bahnhof der Schmetterlinge“. Derzeit läuft er in Schweizer Kinos.
Ballmer und Schilt lassen alle Seiten – getrennt voneinander – ausführlich zu Wort kommen, die Unterstützer des Hafenprojekts und die Verteidiger des Naturschutzgebietes.
Ein besonderes Augenmerk werfen sie aber auf die Bewohner des Naturschutzgebiets: die Blauflügelige Ödlandschrecke, den Alexis-Bäuling oder die Spargel-Sandbiene. Dies macht denn auch die Stärke des Dokumentarfilms aus – und zeigt, auf welcher Seite die Sympathien der Filmemacher liegen.
Wie es nun mit dem Naturschutzgebiet weitergeht, muss der Film offenlassen. Denn zum Zeitpunkt seines Erscheinens hat der Bund das Projekt in der vorliegenden Form nicht bewilligt.
Just an dem Tag, an dem diese Umweltnotiz erschien, wurde bekannt, dass der Bund „Gateway Basel Nord“ bewilligt. Pro Natura und WWF haben darauf Beschwerde gegen die Planbewilligung eingereicht. Die Trockenwiese des Badischen Bahnhofs sei eine „der wertvollsten der Schweiz und von internationaler Bedeutung.“ Dieses Ökosystem sei unersetzbar, schreiben die Naturschutzorganisationen: „Die vorgesehenen Ersatzmassnahmen erreichen den gesetzlich vorgeschriebenen Stand qualitativ und quantitativ nicht.“ Es müsse nachgebessert werden.
(Der letzte Absatz wurde nach Bekanntwerden der Bewilligung und der Beschwerde ergänzt sowie die Umweltnotiz leicht angepasst.)
© Markus Hofmann