Wo Biber bauen, da fliegen mehr Fledermäuse

Der Biber: ein Renaturierungs-Ingenieur. (Bild: Ralf Schick/Pixaba)

Biber sind aktive Biodiversitätsförderer. Dort, wo sie ihre landschaftsarchitektonische Kraft zur Geltung bringen, entstehen Lebensräume, die – zumal in der dicht bewohnten und bebauten Schweiz – selten geworden sind.

Biber fällen Bäume, bauen Dämme, stauen Bäche und überfluten Landstriche, was einer ganzen Reihe von Arten zugute kommt, insbesondere Fischen und im Wasser lebenden Wirbellosen.

Doch auch terrestrische Arten profitieren von den Baukünsten der Biber. Zum Beispiele die Fledermäuse. Wie genau sie dies tun, hat eine Gruppe von Schweizer Forschern untersucht. Die Studie von Valentin Moser et. al. ist im „Journal of Animal Ecology“ erschienen.

Um herauszufinden, wie sich Fledermäuse rund um Biberteiche verhalten, wählten die Wissenschaftler acht verschiedene Stellen im Schweizer Mittelland aus, wo Biber Dämme gebaut haben. Die Biberteiche liegen in eher naturbelassenen Regionen, aber auch in landwirtschaftlich oder gar urban geprägten Gebieten.

Dort wurde untersucht, wie viele verschiedene Fledermausarten vorbeiflattern. Gemessen wurden Aktivität und Fressverhalten. Diese Daten verglichen die Forscher mit denjenigen der Kontrollstellen, die bachaufwärts oder -abwärts in der Nähe der Biberteiche liegen, aber nicht durch Biberaktivitäten geprägt sind.

Die Resultate fielen klar aus: Biberteiche sind für Fledermäuse attraktiv.

An den Biberteichen tauchten 9 bis 17 Fledermausarten auf, an den Kontrollstellen waren es 7 bis 12. Im Schnitt fanden die Wissenschaftler pro Nacht eine Fledermausart mehr an den Biberteichen vor als an den Kontrollstellen (5 zu 4). Und unter den Fledermäusen, die über die Biberdämme flatterten, waren mehr Arten, die auch auf der Roten Liste der Schweiz stehen.

Ebenso waren die Aktivität der Fledermäuse an den Biberteichen höher (1.6-mal) als an den Kontrollstellen. Dasselbe gilt für die Fressaktivitäten (2.3-mal höher).

Aufs Totholz kommt es an

Doch was passt den Fledermäusen besonders an den von Bibern geschaffenen Ökosystemen?

Ist es das stehende Totholz, das durch die von den Bibern verursachten Überschwemmungen entsteht? Oder ist es die grössere Heterogenität des Baumkronendachs über den Biberteichen? Oder ist es das Mehr an verfügbaren Gliederfüssern, von denen sich die Fledermäuse ernähren?

Nun, alle drei Faktoren sind wichtig.

Doch zur Überraschung der Forscher hat die Menge an stehendem Totholz den grössten Einfluss auf die Artenvielfalt der Fledermäuse. Abgestorbene Bäume bieten den Fledermäusen Schlafplätze. Zudem hat Totholz auf die Biomasse und die Vielfalt an Insekten einen positiven Einfluss, also auf die Nahrung der Fledermäuse.

Nicht alle Fledermausarten profitieren gleichermassen von Biberteichen. Am meisten Gefallen daran finden diejenigen Arten, die an Waldrändern jagen. Zu diesen zählen etwa die Zwerfledermaus oder die Weissrandfledermaus. Solche Waldrandstrukturen schaffen die Biber mit ihren Überflutungen. Aber auch die Wasserfledermaus könnte von einem Mehr an Biberteichen profitieren.

Biber tragen also auch zum Wohl der Fledermäuse bei. Und da ihre Ingenieurtätigkeit insbesondere den gefährdeten Arten zugute kommt, kann man sie mit Fug und Recht als Naturschützer bezeichnen, die einen Beitrag zur dringend notwendigen Renaturierung unserer Landschaft leisten.

© Markus Hofmann

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