
Dort, wo sich Menschen in der warmen Jahreszeit gerne und häufig im Freien aufhalten, zählt man in der Schweiz besonders viele Zeckensticke: in den dünn besiedelten Agglomerationen mit Grünraum.
Wälder, die in der Nähe von Städten liegen, sind ebenfalls Orte, nach deren Besuch ein erhöhtes Risiko besteht, mit blutsaugenden Ektoparasiten am Körper nach Hause zu kehren. Geringer ist die Wahrscheinlichkeit in dichtgebauten Städten, einen krabbelnden Gliederfüsser aufzulesen, der möglicherweise gefährliche Krankheitserreger in sich trägt.
Karte der Zeckenrisikogebiete
Dies geht aus Daten hervor, die zwischen 2015 und 2021 mithilfe einer App in der Schweiz gesammelt worden sind. Die an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften entwickelte Zeckenpräventions-App erlaubt es, Zeckenstiche räumlich und zeitlich zu erfassen, um Risikogebiete erkennen zu können.
Im Zeitraum der Untersuchung speicherten die Anwender der App 39’235 Zeckenstiche. Nach Bereinigung der Daten, die in diesem Citizen-Science-Projekt erhoben wurden, blieben 10’292 eindeutige Aufzeichnungen übrig. Diese sind nun in die soeben in „Parasites & Vectors“ erschienene Studie von Lisa Bald et. al. eingeflossen. Die Forscherinnen und Forscher zeichnen darin eine hochauflösende Karte der Schweizer Risikogebiete.
Neben den Risikogebieten geht aus den Daten auch hervor, in welchen Monaten mit besonders vielen Zeckenstichen zu rechnen ist. Das Risiko nimmt ab April zu. Der Höhepunkt ist im Juli erreicht. Dann sei ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung einem hohen Risiko ausgesetzt, von einer Zecke gestochen zu werden, schreiben die Studienautorinnen und -autoren. Im September gebe es dann nur noch wenige Regionen mit hohem Zeckenstichrisiko.
Da Zecken die Erreger schwerer Krankheiten wie Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis übertragen können, ist die Kenntnis von Risikogebieten sowie Risikomonaten für die Prävention wichtig.
Und das Problem wird nicht kleiner werden: Die Klimaerhitzung führt dazu, dass sich die Zecken auch in der Schweiz (hier vor allem der Gemeine Holzbock, Ixodes ricinus) weiter ausbreiten.
Hübsche Zecken
Auch wenn Zecken aus nachvollziehbaren Gründen bei den meisten wohl eher Ekel und kaum Zuneigung hervorrufen, lohnt es sich, sich etwas näher mit den blutsaugenden Spinnentieren zu befassen.
Es sind äusserst faszinierende Tiere, die bereits seit rund 200 Millionen Jahren die Erde bevölkern. So erzählt die Zeckenexpertin Ute Mackenstedt der Universität Hohenheim in diesem SWR-„Science Talk“ geradezu liebevoll von ihren Forschungsobjekten: Sie findet Zecken „durchaus hübsch“. Grosse Hörempfehlung!
© Markus Hofmann