Hauskatzen machen sich über (fast) alles her, was vor ihre Schnauzen fällt – und verschmähen auch gefährdete Arten nicht

Weltweit über 2000 Arten stehen auf der Fressliste der Hauskatzen. (Bild Mabel Amber / Pixabay)

„Katzen töten 30 Millionen Vögel in der Schweiz – pro Jahr“. Diese Umweltnotiz hat bis heute bei meinen Leserinnen und Lesern sehr viel Interesse gefunden. (Vielen Dank dafür! Und bitte auch einen Blick auf diese weiterführende Umweltnotiz werfen.)

Das überrascht nicht. Die Vogeljagd der Hauskatzen „triggert“ Vogel- und Katzenfreunde gleichermassen – aus verschiedenen Motiven. Viele Katzenhalter hören nicht gerne, dass ihre Haustiere Jagd auf schöne Wildvögel machen. Und Ornithologen stossen immer wieder auf taube Ohren, wenn sie dazu raten, Hauskatzen eben genau dort zu lassen: im Haus – und sie nicht ins Freie zu lassen.

Eine der problematischsten invasiven Art der Welt

Es gibt etliche Studien zum Jagdverhalten der Hauskatzen. Allerdings sind alle verständlicherweise mit Unsicherheiten behaftet. Katzen in ihrem Jagdrevier über eine lange Zeit zu verfolgen, um über die Zusammensetzung ihrer Beute genau Bescheid zu wissen, ist kaum möglich. Die Studien müssen sich auf begründete Schätzungen abstützen.

Forscherinnen und Forscher haben sich nun diese Studien nochmals genau angeschaut, um herauszufinden, was denn die Hauskatzen alles fressen. In „Nature Communications“ kommen sie zum Schluss: Freilaufende Hauskatzen fressen 2084 verschiedene Arten. Davon sind knapp 17 Prozent in ihrem Bestand gefährdet. Auch diese Zahlen beruhen auf Schätzungen, allerdings konservativen, wie die Forscher betonen. Das Artenspektrum, an dem sich Katzen gütlich tun, wird also noch grösser sein.

Salopper gesagt: Katzen machen kaum vor etwas Fressbarem halt, sei es tot (auch Aas wird nicht verschmäht) oder lebendig. Oder in der Sprache der Forscher: Hauskatzen gehören zu den problematischsten invasiven Arten der Welt.

Vögel machen den grössten Teil der Beute aus mit 47.07 Prozent. Reptilien und Säugetiere liegen fast gleich auf (22.22 bzw. 20.68 Prozent), gefolgt von Insekten, Amphibien sowie weiteren taxonomischen Gruppen. Am häufigsten erwischt es die Hausmaus. Dann müssen Wildkaninchen, Hausratten, Haussperlinge und Wanderratten dran glauben.

Während man bei Mäusen und Ratten ein Auge zudrücken kann, ist es sehr bedenklich, dass 347 der 2084 Arten, die sich auf der Fressliste der Katzen befinden, auf den Roten Listen geführt werden (von potenziell gefährdet bis vom Aussterben bedroht). Vor allem unter den gefiederten Opfern sind viele in ihrem Bestand gefährdet. Dies ist auch einer der Gründe, weshalb Hauskatzen als eine problematische invasive Art bezeichnet werden. Gerade auf Inseln können sie zur Ausrottung von (Vogel-)Arten beitragen.

Hauskatzen sind alles andere als Kostverächter. Sie fressen beinahe alles, was ihnen über den Weg läuft. Und genau deshalb ist es wichtig, Katzen nicht einfach frei herumstreifen zu lassen. Auch wenn dies viele Katzenfreunde nicht gerne hören.

© Markus Hofmann

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