Im Auge des Beobachters: Welche Vögel dem Menschen besonders schön erscheinen

Objektiv ist der Eisvogel ein schöner Vogel: Rot und blau im Gefieder, eher von kleiner Gestalt sowie ein markanter Schnabel erscheinen dem Menschen als ästhetisch attraktiv. (Bild: Marco Federmann/Pixabay)

Wieso beobachten Menschen gerne Vögel? Wieso opfern sie Stunden ihrer Freizeit, um Vögeln nachzuspüren? Wieso geben viele dafür gar Tausende von Franken für Feldstecher, Kamera und Reisen aus?

Die einen sind gerne an der frischen Luft. Andere lieben die Natur und wollen ihr nahe sein. Wieder andere interessieren sich für das Leben der Vögel und vertiefen sich in deren Biologie. Einige treibt der Jagdinstinkt nach draussen und auf die Suche nach seltenen Arten.

Die meisten aber verbindet wohl etwas ganz besonders: Sie finden Vögel schön. Ihre Gestalt, ihre Farben, ihren Gesang.

Allerdings wird diese Gunst nicht allen Vogelarten in gleichem Masse entgegengebracht. Nicht jeder Vogel wird als schön bezeichnet. Wie aber muss ein Vogel aussehen, damit ihn Menschen als ästhetisch attraktiv beurteilen? Mithilfe von Daten, die in einem Citizen-Science-Projekt weltweit gesammelt wurden, haben Forscherinnen und Forscher nun die Kriterien für den im menschlichen Auge „schönen Vogel“ herausgearbeitet.

Als attraktiv gelten Vögel, die in ihrem Gefieder mehr rote und blaue (vor allem hellblaue) Farben aufweisen – und weniger schwarze, weisse, braune oder graue. Die starke Präferenz für Blau zeigt sich auf Instagram: Vögel mit viel blau im Gefieder erhalten mehr Likes als gelbe, rote oder grüne Vögel. Wenig überraschend gefallen dem homo sapiens auch Vögel mit auffallendem Gefieder (möglichst ohne braune und graue Farben).

Auch das Ornamentale, das, was auffällt und das Übliche überragt, schätzt der Mensch, wie zum Beispiel lange Schnäbel und Schwänze. Und: Wir bevorzugen die Kleinen vor den Grossen, also lieber den kleinen bunten Papagei als den grossen braunen Greifvogel.

Zudem finden wir Vögel attraktiv, die weit verbreitet sind. Dies hängt wohl damit zusammen, dass uns Vertrautes besser gefällt als Fremdes. Die Forscherinnen und Forscher fanden keine Hinweise darauf, dass uns gefährdete Vogelarten besonders attraktiv erscheinen.

Die Ästhetik hat einen grossen Einfluss darauf, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Sie bestimmt mit, was wir wertschätzen und was wir als schützenwert erachten. Schöne Vogelarten erhöhen die Spendenbereitschaft. Gleichzeitig ist es wichtig zu wissen, welche ästhetischen Kriterien uns leiten, um unsere Voreingenommenheit gegenüber den weniger attraktiv Arten zu hinterfragen – damit wir dem „hässlichen Entlein“ dasselbe Interesse entgegenbringen wie dem „schönen Schwan“.

© Markus Hofmann

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