Weit und hoch: der Flug der Steinschmätzer

Männlicher Steinschmätzer: 25 Gramm leicht, aber ein Weit- und Hochflieger. (Bild: Philippe Kurlapsi, CC BY 1.0)

Dem Steinschmätzer habe ich bereits einmal eine Umweltnotiz gewidmet. Von seinen Brutgebieten in Nordamerika fliegt der kleine Singvogel nämlich 14.500 Kilometer bis in sein Überwinterungsgebiet südlich des Sahels. Eine Meisterleistung.

Nicht so weit haben es die europäischen Steinschmätzer, die in den Alpen brüten. Ihre Strecke in den Süden beträgt rund 4500 Kilometer, die sie in ca. einem Monat hinter sich bringen. Dabei erreichen sie erstaunliche Höhen, wie Forscherinnen und Forscher der Schweizerischen Vogelwarte nun herausgefunden haben.

Dazu rüsteten sie acht Steinschmätzer mit Geolokatoren aus und stellen fest: Ein Männchen flog beim Frühlingszug in Richtung Norden 5148 Meter hoch. In der Regel bewegen sich die Steinschmätzer aber nicht in solchen Höhen: Sie migrieren nachts zwischen 2000 und 4000 Meter.

Die nur 1,2 Gramm schweren Geolokatoren sind aus der Ornithologie nicht mehr wegzudenken. Sie erlauben es, die Bewegungen und Aufenthaltsorte eines Vogels genau nachzuzeichnen. So zeigte sich, dass sich ein weiblicher Steinschmätzer mehrere Tage in den westlichen Alpen auf einer Höhe zwischen 3040 bis 3200 Meter aufgehalten hatte, bevor sie direkt übers Mittelmeer nach Korsika flog.

Die Steinschmätzer überquerten nach dem Start (zwischen dem 10. und 16. September) in die Herbstmigration das Mittelmeer zügig, manchmal mit Zwischenlandungen auf Inseln, und verbrachten dann neun bis 25 Tage im Atlasgebirge, bevor sie die Sahara in Angriff nahmen. Diese überwanden sie in vier bis sechs Nachtflügen, tagsüber ruhten sie. Die acht Steinschmätzer überwinterten in einem Gebiet zwischen Ost-Mali und West-Niger.

Von dort ging es dann zwischen dem 1. und 5. April wieder in den Norden. Im Brutgebiet, wo sie zwischen dem 26. April und dem 13. Mai ankamen, fiel ein besonderes Verhalten auf: Ein Männchen verlies dreimal seinen Brutplatz und flog in ein fünf Kilometer weit entferntes und 1000 Meter tiefer gelegenes benachbartes Tal, um Wintereinbrüchen mit Schneefall zu entgehen und Futter zu finden.

© Markus Hofmann

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